Mrz 12 2018

[Rezension] Zoom – Alles entwickelt sich (Lena Hach)

Till hat die Kamera seines Vaters, eine alte Leica M4, überall dabei. Aber die Fotos will Till erst entwickeln, wenn sich sein verschwundener Vater bei ihm meldet. Als Paula, die Chefredakteurin der Schülerzeitung, Till bittet, auf der Klassenfahrt Bilder zu machen, gerät er in ein Dilemma: Er findet Paula toll. Ach was – er ist total in sie verknallt! Aber was ist mit seinem Vorsatz? Kann Till Paula die Wahrheit über seinen Vater sagen?

Da gibt man einen Schwung uA ungelesener Bücher zur Tauschticket und weil sie nicht prompt weggehen, liest man sie dann halt doch noch. Und findet solche Perlen wie „Zoom“. Ich bin so froh, es doch noch gelesen zu haben!
Den ruhigen, etwas schüchternen Till mochte ich auf Anhieb. Er war mir schon alleine wegen seiner Kamera sympathisch, die er ständig bei sich trägt. Manchmal bin ich ja auch mit einer unterwegs und kann die Begeisterung gut nachvollziehen. Leicht hat Till es nicht, weder in der Schule, noch zuhause. Sein Vater verließ seine Mutter vor langer Zeit und verschwand sang- und klanglos auf der anderen Seite der Welt. Till denkt, die Kamera hätte seinem Vater gehört und so ist sie eine Verbindung zwischen ihnen beiden. Ein schöner Gedanke, wie ich fand, denn Till tat mir ganz schön leid mit seinen Gedanken an seinen Vater und den Fragen, vor die dieser ihn gestellt hat.
Als die Schülerzeitung einen Fotografen braucht, spricht die Chefredakteurin der Zeitung -Paula- ausgerechnet Till an. Damit hat der gleich das nächste Problem: denn er findet Paula einfach toll. Ich war davon nicht sofort überzeugt. Paula wirkte mir zu sehr wie ein verwöhntes Mädchen, überheblich und arrogant.
Doch wie der Titel des Buchs schon verrät, die Dinge entwickeln sich. Nicht einfach, aber es geht voran und ich habe mit Vergnügen darüber gelesen, wie Till versucht, Paula zu gefallen, endlich richtig zu Fotografieren ( für die Schülerzeitung notwendig) und nebenbei noch die Sache mit seinem Vater und dem neuen Freund seiner Mutter auf die Reihe zu kriegen. Und auch Paula wurde mir nach und nach sympathischer. Schnell stellte sich heraus, dass auch sie mit ein paar Dingen zu kämpfen hat. Und mir gefiel auch ihr Mut, ihre direkte Art und ihr manchmal ganz schön bissiger Humor. Und, dass selbst sie, die ja bereits einen Freund hat, nicht so genau weiß, wie sie die Sache mit Till voranbringen soll. Es ist einfach schön zu verfolgen, wie die beiden sich trotz all dieser Irrungen und Wirrungen doch näher kommen.
Tills Fotos spielen natürlich auch immer eine Rolle. Er macht eine Entdeckung was seine Kamea angeht, die ein ziemlicher Schlag für ihn ist. Und gleich die nächste, was seinen Vater angeht.  Und zum Ende hin  startet Paula dann leider eine Aktion, die Till maßlos ärgert. Ich muss zugeben, dass ich das nicht ganz verstanden habe. Natürlich, sie macht das, ohne Till einzuweihen, aber sie hat es gut gemeint.  Und es stimmt, dass Fotos nicht perfekt sein müssen um eine Aussage zu haben. Das sehe ich genauso wie Paula und die anderen, die seine Fotos zu Gesicht bekommen.  Aber es ist wohl in erster Linie das Problem, dass Paula Till nicht gefragt hat und das wiederum konnte ich doch verstehen.
So steht die Sache mit ihnen plötzlich doch wieder auf wackeligen Beinen und es bleibt bis zum Ende hin spannend. Auch was die Sache mit Tills Vater angeht. Und die mit dem neuen Freund seiner Mutter. Und die mit der Fotografie, die er nach erwähnter Entdeckung an den Nagel gehängt hat.

Interessent fand ich die Erzählperspektive der Geschichte. Man erfährt nie, wer sie erzählt. Es ist ein Ich-Erzähler, das merkt man an gewissen Stellen, aber wer? Keine Ahnung! Ich tippe ja auf jemanden aus der Schülerzeitungsredaktion, denn anfangs erwähnt er, er habe die Ereignisse, die er im Folgenden schildern wird, recherchiert.  Der jugendlich lockere Erzählstil und die witzigen Sprüche würden auch für jemanden aus dem Team sprecher. Ich habe wirklich oft lachen müssen.

Inzwischen gibt es das Buch mit einem neuen Cover. Mir gefällt das oben gezeigte aber besser. Das Pärchen sieht so hübsch und glücklich aus. Das fehlt dem neuen Cover komplett. Und die grünen Schlieren passen prima zum Titel. Fotos mit Zoomeffekt sehen recht ähnlich aus.

Fazit:  Eine wunderschöne Geschichte, spannend, witzig und mit Figuren, die sich als längst nicht so oberflächlich entpuppen, wie sie anfangs wirken. Es macht Spass, Till und Paula zu begleiten, zu verfolgen, wie sie sich entwickeln, einander langsam näher kommen und sich ihren Problemen stellen.  Probleme, die Jugendliche durchaus auch kennen dürften. Da bleibt das Geschehen nahe am Leben seiner Leserschaft. Und  auch die Lovestory einfach nur schön. Authentisch und ohne jeglichen Kitsch.

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Titel: Zoom – Alles entwickelt sich
Autor: Lena Hach
Seiten: 247
Verlag: Chicken House by Carlsen Verlag
ISBN: 978-3407811851
Preis:   7,95 (Broschiert)

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