Okt 17 2017

Rezension – Nummer 25 (Frank Kodiak)

Der Schriftsteller Andreas Zordan ist Dauergast auf den Bestsellerlisten. Die riesige Fangemeinde kann nicht genug kriegen von seinen Thrillern. Nichts bereitet Zordan mehr Freude als das detailgenaue Beschreiben ausgefallener Tötungsmethoden. Das gelingt dem Einzelgänger nur, weil er sich selbst für einen Psychopathen hält. Er ist kontaktscheu, meidet andere Menschen und lebt einsam in einem ehemaligen Forsthaus im Wald. Er weiß: Würde er nicht in seinen Büchern töten, müsste er auf die Realität ausweichen.
Als er eines Morgens im Garten die übel zugerichtete Leiche eines Mädchens im Teenageralter findet, meldet er es nicht der Polizei, sondern lässt sich auf ein Psychoduell mit einem Mörder ein, der ihn offenbar herausfordert. Und muss erkennen, dass er selbst weit entfernt ist von dessen kaltblütiger Grausamkeit.

In einer der vorigen Besprechungen hatte ich ja erwähnt, dass ich Andreas Winkelmanns Bücher meist direkt nach Veröffentlichung lese. Das schließt auch Bücher ein, die er unter Pseudonym schreibt. So wie „Nummer 25“. Ich verstehe zwar nie, was Pseudonyme eigentlich sollen / nutzen, aber das muss ich vielleicht auch gar nicht. Jedenfalls hatte ich auch dieses Buch sehr fix am Wickel.
Was ich an der Geschichte wirklich sehr interessant fand ist, dass sie sich um einen sehr eigenbrödlerischen Schriftsteller dreht, der abgeschieden in einem Haus am Waldrand wohnt, mit Menschen wenig am Hut hat und sich selbst als Psychopathen bezeichnet. Da darf man sich dann ja schon mal fragen, wieviel von Frank Kodiak bzw Andreas Winkelmann in dieser Figur steckt. Es ist nicht das schönste Bild, das er von dieser Figur malt. Und ich hoffe deshalb sehr, dass Frank Kodiak nicht so geartet ist wie sein Andreas Zordan. Nette Namensspielerei übrigens, oder? Die Figur mit dem realen Vornamen des Autoren hinter dem Pseudonym.
Anfangs fand ich Zordan selber auch noch ganz interessant. Ich habe nichts gegen einzelgängerisch veranlagte und etwas seltsame Figuren (und Menschen) und ich fand auch keineswegs, dass er wie ein Psychopath wirkt.
Das änderte sich dann aber schlagartig nach dem Fund der Leiche und dem ersten Treffen mit der Journalistin Greta. Es tut mir wirklich leid, aber so wie er sich danach und ihr gegenüber aufführt, das geht teilweise echt gar nicht. Und an Gretas Stelle hätte ich diesen Kerl -große Story hin oder her- binnen kürzester Zeit samt seinem Irrsinn einfach stehenlassen. Von da an geht der Typ sowas von überhaupt gar nicht, das kann man kaum beschreiben. Wenn das beabsichtigt war bei der Gestaltung dieser Figur, dann ist es auf ganzer Linie gelungen. Bei mir hat es allerdings dazu geführt, dass mich Zordan in erster Linie tierisch genervt hat.
Greta hat mir jedoch genauso wenig gefallen. Ja, sie hat Mut, ist hartnäckig, lässt sich nich unterkriegen, aber ich hatte trotzdem ständig das Bild von einem dummen, naiven Blondchen und Helene Fischer Double vor Augen. Und was sie später an Zordan gefressen hat, das habe ich auch nicht verstanden. Das sprach für mich ebenfalls dafür, dass sie beim besten Willen nicht die Hellste ist.
Das Rätsel um die Leiche und die weiteren Entführungen fand ich insgesamt ganz spannend, aber auch nicht unbedingt überragend. Irgendwie scheine ich ein Problem damit zu haben, wenn die Ermittler nicht wirklich Polizist oder Kommissar sind. Es ist zwar ganz interessant zu verfolgen, wie Zordan und Greta der Sache auf den Grund zu gehen versuchen, es hat auch seine düsteren und spannenden Momente, aber dieser professionelle Schliff fehlte mir einfach. Ohne den kann ich nicht so richtig mitfiebern. Daher habe ich mich immer gefreut, wenn Lewandowski einen Auftritt hatte. Sobald der Oberkommissar mitmischte, war ich sofort ganz bei der Sache. Und über weite Teile war mir die Story auch zu vorhersehbar.
Ein dickes Lob gibt es für die Szenen mit dem Täter. Herrlich grausam und schaurig, genauso wie ich es mag. Das ist tatsächlich nichts für zartbesaitete Leser und vielleicht bin ich da ein bisschen kaputt, aber ich mag sowas eben einfach total gerne.
Nachdem die Handlung größtenteils erfreulich geradlinig verlief, gibt es zum Ende hin nochmal einen Dreh. Der hat mich zwar nicht unbedingt überrascht, aber er bringt doch nochmal eine zusätzliche Würze ins Finale und sorgt für weitere Dramatik an einem Punkt, an dem man eigentlich schon damit rechnet, dass die Story nun zum Ende kommt.

Mal liest man von Zordan, dann von Greta, dann wieder ist man bei Lewandowski, es geht abwechslunsgreich zu und das liest sich dementprechend gut und flott weg. Ich habe nur zwei Abende für das Buch gebraucht. Betitelte Kapitel gibt es nicht, aber immer wieder größere Absätze, an dem man eine Pause einlegen kann.

Ich bin einfach kein Fan von solch hellen Covermotiven bei Thrillern und Krimis wie hier. Die Sicherheitsnadeln und die blutroten Fäden passen widerum ganz gut dazu und stimmen neugierig, aber insgesamt ist mir das Motiv zu hell für einen Thriller. Da fehlt mir das Düstere und Unheimliche.

Fazit:  Mich hat „Nummer 25“ trotz seines Killers mit seinen abstoßenden Ideen nicht vom Hocker gerissen. Die Hauptfiguren haben mich schnell vor allem genervt und von solchen Figuren lese ich schlicht nicht gerne. So habe ich ihre Nachforschungen in diesem an sich wirklich interessanten Fall (mit einem herrlich abartigen Killer) nur mäßig gespannt verfolgt. Vieles war mir auch zu leicht zu durchschauen, was ebenfalls zu Lasten der Spannung ging.


Titel:  Nummer 25
Autor: Frank Kodiak
Seiten:  384
Verlag: Knaur
ISBN: 978-3426520093
Preis:  9,99 (TB)

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