Immer wieder wird Nils geärgert. Dabei hat er doch nichts getan. Die beiden Raufbolde Sven und Toni wollen ihn so richtig erschrecken. Sie stehlen die Mumie des Ritters Kahlbutz aus der Gruft ihrer Dorfkirche und binden sie an eine Laterne auf der Brücke. Sie wissen, dass Nils die Brücke an diesem Abend überqueren muss. In der Dämmerung zieht ein Gewitter auf, und der Donner rollt drohend über das Dorf. Tatsächlich kommt Nils, aber alles wird ganz anders, als es Sven und Toni erwarten. Ritterliche Abenteuer beginnen und Nils hat einen ungewöhnlichen Freund, der ihn beschützt und lehrt, wie man des „Stolzes Krone auf dem Haupte trägt“.
Nachdem mir Dorothea Flechsigs Fledermaus Sandor und die kleine Tierfreundin Petronella Glückschuh so viel Spass gemacht haben, kam ich natürlich auch an Ritter Kahlbutz nicht vorbei. Obwohl Ritter(geschichten) eigentlich so gar nicht mein Fall sind. Zu alt…ihr wisst schon, das mag ich nicht.
Zum Glück spielt die Geschichte nicht zu Zeiten des Ritters, sondern ganz im Heute. Zunächst lernt man Nils kennen, einen etwas dicklichen Jungen, der zwar durchaus Vorteile in seiner Figur sieht, der aber genau deshalb oft gehänselt und geärgert wird. Ich mochte Nils sofort und konnte mich gut in ihn hineinversetzen.
Der neueste Streich zweier Mitschüler von Nils hat es in sich. Sie stehlen die Mumie vom Ritter Kahlbutz um sie an einer Brücke anzubinden, über die Nils gehen wird. Dabei soll er sich so richtig erschrecken.
Ich muss schon sagen, die Aktion mit der Mumie hat es schon in sich und ist ordentlich gruselig. Junge Gruselfreunde werden ihren Spass daran haben.
Natürlich geht bei der Aktion etwas schief und plötzlich steht Ritter Kahlbutz äußerst lebeding vor Nils. Damit beginnt dann das eigentliche Abenteuer, denn ein Ritter fällt nun mal auf, wenn er hier und heute durch einen Ort läuft. Anfangs als unpassend gekleidete Mumie, später dann als blechern bekleideter Ritter. Doch auch, wenn Nils oft seine liebe Not mit Kahlbutz hat, freunden die beiden sich schnell an. Und Kahlbutz ist ihm ein echter Freund. Gemeinsam stehen sie die unmöglichsten Situationen durch. Das ist spannend und macht Spass. Und auch wenn Kahlbutz mir einige Male etwas hochmütig und herrisch vorkam, so wird immer auch deutlich, dass in ihm eine wirklich gute Seele lebt. Soweit das bei einer auferstandenen Mumie halt geht 😉
Nebenbei lernt man so einiges über die Zeit von Ritter Kahlbutz, was ja nicht schaden kann. Jedenfalls wenn man berücksichtig, dass die angepeilte Leserschaft noch zur Schule geht. Nur an Kahlbutz‘ Ausdrucksweise muss man sich erst gewöhnen. Damit hatte selbst ich manchmal so meine Probleme. Schon lustig, wenn man sich vorstellt, dass das damals so üblich war.
Das Ende ist schon alleine deshalb toll, weil ein tatsächlich ein Ende ist. Mir hat es aber auch wegen seiner Konsequenz gefallen.
Wie schon geschrieben, ist Ritter Kahlbutz Redeweise gewöhnungsbedürftig. Da trat mein Lesetempo immer ein wenig auf die Bremse. Gestört hat es mich aber nicht wirklich, denn es ist nur logisch, dass ein Ritter von damals auch heute noch so sprechen würde. Ansonsten liest sich die Geschichte flott weg wie nichts. Ich denke, sie wäre auch prima zum Vorlesen geeignet. Die Kapitel haben genau die richtig Länge, um jeden Abend eines vorzulesen. Außerdem gibt es viele schöne Illustrationen, die das Geschehen anschaulich machen. Das lockert zusätzlich auf.
Mit dem kräftigen Gelb ist das Buch ein echter Blickfang im Regal. Und dass der Ritter Kahlbutz sein muss, steht auf den ersten Blick fest. Doch ein Ritter in unserer Zeit, in der es Autos gibt? Wie kann das sein? So macht das Motiv neugierig auf die Geschichte. Irgendwie finde ich außerdem auch, dass der Ritter recht gewitzt aussieht.
Fazit: Eine spannende und spaßige Geschichte um den Ritter Kahlbutz, die jungen Ritter-Fans sicher gefallen wird. Gleichzeitig gibt es ein wenig über Ritter und ihre Zeit zu lernen, was nicht schaden kann. Ich habe das Buch mit viel Vergnügen gelesen und kann es -wie jede Geschichte von Dorothea Flechsig- wärmstens empfehlen. Seit es zum Selberlesen oder zum Vorlesen (lassen).
Titel: Ritter Kahlbutz – Besuch aus der Vergangenheit
Autor: Dorothea Flechsig
Seiten: 176
Verlag: Glückschuh Verlag
ISBN: 978-3943030402
Preis: 12,95
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