Malte ist auf der Flucht. Er wird wegen Mordes gesucht, hat keine Papiere, kein Geld, kein Zuhause und keine Freunde. Im Hafen von Nizza lernt er durch Zufall Werner kennen, der mit seiner Luxusyacht im Mittelmeer Urlaub macht. Werner bietet ihm an, mit ihm zusammen nach Korsika überzusetzen. Sein Schiff ist ein Traum. Ein Traum, für den es sich zu töten lohnt.
Bei diesem Buch sprach mich wie so oft erst das Cover an. Der Klappentext klang ebenfalls ganz interessant, also habe ich mein Glück mit „Versunken“ versucht.
Leider hat es meinen Geschmack nicht wirklich getroffen. Ich bin scheinbar mehr ein Fan von Krimis und Thrillern mit einem klassischen Verlauf. Einen Verlauf, in dem es einen Bösewicht gibt und die Polizei, die ihn jagt.
Das ist in „Versunken“ allerdings nicht wirklich der Fall.
Natürlich, es gibt einen Bösewicht. Malte nämlich, der wegen Mordes gesucht wird und nach einem Streit mit einer mordlustigen Bande von dem Seelenverkäuferschiff fliehen muss, auf dem er bis dahin gearbeitet hat. Zunächt mochte ich Malte, fand ihn sympathisch und leid tat er mir auch. Ich hatte nach dem Klappentext noch nicht mal daran geglaubt, dass er tatsächlich einen Mord begangen haben soll. Ich ging davon aus, dass er irrtümlich unter Verdacht geraten ist.
Aber dann wendete sich das Blatt und war allen Ernstes richtig geplättet. Und im Nu war Malte bei mir unten durch und ich habe ihn nur noch verachtet. Solch eine Wendung macht sich in einem Thriller an sich immer gut, aber wenn sie dazu führt, dass ich mich noch seitenlang mit einer Figur beschäftigen muss, die bei mir nie mehr etwas würde gutmachen können, dann ist das weniger angenehm.
Natürlich mischt auch hier die Polizei mit, ganz ohne Frage. Genauer gesagt seind Maresciello Donato Neri und seine Kollegin Manuela Sentini mit dem Fall betraut. Mit Malte hat der für sie lange Zeit gar nichts zu tun. Sie finden eine Leiche, die angespült wird und haben zunächst alle Hände voll damit zu tun. Aber auch wenn das nun anders klingt: der Teil der Geschichte bei der Polizei nimmt den wohl geringsten Teil daran ein. Deshalb habe ich das Geschehen dort auch nicht als spannend empfunden. Es war für mich eher unterhaltsam, weil vieles aus Neris Privatleben erzählt wird. Richtige Ermittlungen gibt es im Verhältnis eher weniger. Da das für mich aber zu einem Thriller dazugehört, fand ich das enttäuschend. Und leider bin ich auch überhaupt nicht anfällig für Intalienisches (ausser dem Essen). Ich versinke nicht sofort in romantischer Andacht und Stimmung, nur weil mit itelienischen Begriffen um sich geworfen wird.
Statt der Polizeiarbeit mehr Raum zu geben, stellt Sabine Thiesler den anderen Figuren zur Verfügung. Beispielsweise Werner und Vivian, dem Pärchen mit der Yacht, dessen Wege sich bald mit denen von Malte kreuzen. Ich mochte die beiden wirklich gerne und war gerne bei ihnen zu Gast. Die ganze Zeit über hatte ich ein ungutes Gefühl und habe so gehofft, dass es mich täuscht. Das sorgte für Spannenung. Doch insgeheim wusste ich, dass es mich nicht täuscht. Sobald Malte auf der Bildfläche erschien, bestätigte es sich. Ich habe ihn dadurch noch mehr gehasst.
Einen weiteren großen Teil nimmt die Handlung bei den beiden jugendlichen Camperinnen Leonie und Hannah. Auch sie geraten über Umwege ins Schussfeld von Malte. Und nachdem ich nun wusste, dass er absolut kaltschnäuzig ist, habe ich mir schnell Sorgen um die beiden gemacht. Somit habe ich auch diesen Part als ganz spannend empfunden. Allerdings auch etwas nervig wegen der kindischen Streitereien zwischen den Mädchen.
Grundsätzlich fand ich es schon interessant und clever gemacht, wie alle diese Teile der Geschichte auf einander zulaufen, sich einige Male undramatisch berührten, sich aber später dann auf das Dramatischste kreuzen. Und jeden Teil für sich fand ich auch recht spannend. Aber im ganzen habe ich „Versunken“ halt nicht als spannend empfunden. Ich meine, wenn man schon einen Mörder und die Polizei ins Rennen schickt, dann geht man als Leser doch davon aus, dass sich die Story auf die Jagd nach dem Killer konzentrieren und auch zu einem entsprechenden Ende kommen würde. Ich habe das wirklich bis zu den letzten Seiten erwartet und mich gegen Ende ehrlich gefragt, wie sich darin noch ein fulminantes Finale ereignen sollte. Eines, das nicht wie mit heißer Nadel gestrickt anfühlen würde.
Kurz und ungut: es gibt kein dramatisches Finale, in keiner Hinsicht. Stattdessen bekommt man recht spät noch einen Einblick in Maltes Kindheit und Jugend gewährt. Ich frage mich immer noch, wozu das eigentlich nötig war. Für seine Taten gibt es weder eine Erklärung, noch eine Entschuldigung, fertig! Ich bin nun mal kein Anhänger der These, dass eine versaute Jugend jemanden zu so einem Menschen macht.
Hätte ich mich zusammengerissen, hätte ich das Buch sicher innerhalb weniger Abende ausgelesen gehabt. Aber mir sagte halt einiges nicht zu. Geschrieben ist es sonst nämlich wirklich gut und entsprechend liest es sich leicht und flott. Die Wechsel zwischen den Schauplätzen und den Charakteren sorgen für Abwechslung und somit für zusätzliches Tempo.
Das Cover gefällt mir nachwievor. Es ist wunderbar düster und diese im Wasser verlaufende Schrift hat einfach etwas. Jedenfalls für mich kleinen Wasserangshasen.
Fazit: Für sich sind alle Teile von „Versunken“ spannend, aber im Ganzen habe ich ihn als überhaupt nicht spannend empfunden. Dafür hätte es für mich eine intensivere Jagd der Polizei auf Malte geben müssen, die vor allem auch mehr Raum in der Geschichte gebraucht hätte. So war der Part bei Neri für mich eher eine amüsante Familiengeschichte. Stattdessen musste ich Malte ständig ertragen, der bei mir nahezu von Anfang an total unten durch war. Ich bin wohl doch eher Fan von Thrillern und Krimis mit dem typischen Verlauf: Mörder begeht Mord, Polizei macht Jagd auf den Mörder. So interessant es zu verfolgen ist, wie die einzelnen Teile sich hier annnähern und kreuzen, aber mein Ding war es nicht.
Titel: Versunken
Autor: Sabine Thielser
Seiten: 496
Verlag: Heyne Verlag
ISBN: 978-3453268074
Preis: 19,99 (TB)
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