Katta malt für ihr Leben gern. Als sie einen Kurs bei dem bekannten Maler Josef Wild gewinnt, ist der fasziniert, denn ihr Stil ähnelt auf unglaubliche Weise den Bildern einer ehemaligen Schülerin: Auch Miriam hat vor vielen Jahren bei ihm gelernt, sich aber kurz vor Ende des Kurses das Leben genommen. Durch Zufall findet Katta Miriams Maltagebuch und erkennt schnell: Ein Mädchen, das so viele Pläne hatte, kann unmöglich freiwillig in den Tod gegangen sein. Katta ahnt, dass damals etwas Schlimmes passiert sein muss, doch wie soll sie das beweisen? Während sie immer tiefer in die Vergangenheit eintaucht, häufen sich unheimliche Vorgänge. Katta bekommt anonyme Briefe und ihre Sachen werden durchwühlt. Die Suche nach dem Täter von damals, der immer noch mitten unter ihnen ist, wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Wie gut, dass Katta tatkräftige Unterstützung vom charismatischen Alex bekommt.
Dieses Buch hat lange Zeit auf dem SUB gelegen. Ich hatte es jetzt eigentlich nur ausgesucht, weil ich die im Regal querliegenden Bücher abarbeiten möchte 😉 Und dabei fand ich damals (und finde ich auch heute noch), dass der Klappentext nach einer wirklich spannenden Geschichte klingt! Trotzdem habe ich irgendwie nie den Dreh dazu gefunden.
Das hat sich nun als ausgesprochen schade herausgestellt, denn mir hat „Welche Farbe hat die Angst?“ wirklich sehr gut gefallen! Dabei gestaltete sich der Start noch recht holprig. Ich selber kann nicht mal ein akzeptables Strichmännchen zeichnen, geschweige denn irgendetwas malen. Ich habe zum Malen daher keinen nennenswerten Bezug. Somit konnte ich Kattas Begeisterung dafür nicht so wirklich nachvollziehen. Und ich war mir sicher, wenn die Kunst, die Malerei und die Farben weiterhin solch zentrale Rollen spielen würden wie zu Beginn, dann würde ich an dem Buch scheitern.
Glücklicherweise rückt das Thema Kunst in den Hintergrund als Katta bei ihrem Malkurs ankommt. Nicht falsch verstehen! Natürlich wird dort gemalt, natürlich wird erwähnt, welche Bedeutung die Malerei für Katta hat, natürlich trifft man die Charaktere häufig im Atelier des Malers an, der den Kurs gibt. Aber im Mittelpunkt steht doch ganz klar das Rätsel um Miriams Tod.
Hat Miriam wirklich Selbstmord begangen? So vieles spricht dagegen. Doch wenn nicht, wer sollte das allseits beliebte, fröhliche Mädchen getötet haben? Als Katta Miriams Maltagebuch entdeckt, kommen ihr Zweifel an der Theorie um den Selbstmord. Gemeinsam mit ihrem Freund Alex geht sie der Sache auf den Grund.
Ich habe oft Probleme mit Krimis / Thrillern, in denen viele Charaktere mitmischen. Es fällt mir dann häufig schwer, den Überblick zu haben und jede Figur sofort einordnen zu können, wenn die Sprache auf sie kommt. Und hier spielen durchaus einige Personen eine Rolle. Doch es ist Barbara Rose gelungen, mir jede einzelne so nahezubringen, dass ich sie und ihre Rolle im Geschehen immer präsent hatte. So lässt sich wunderbar miträtseln, kombinieren und verdächtigen. Und das sorgt natürlich für Spannung. Ich habe lange gerätselt und auch wenn mich die Auflösung nicht ganz überraschen konnte (ich hatte zwischendurch schon mal in die Richtung gedacht, es aber für ziemlich unwahrscheinlich gehalten), aber es war für mich doch der unwahrscheinlichste Weg. Somit war trotzdem noch ein Funken Überraschung da.
Beeindruckt hat mich Kattas Entwicklung über die Geschichte hinweg. Von dem schüchternen Mädchen hin zur mutigen Katta, die sich durch nichts dauerhaft unterkriegen lässt. So etwas finde ich immer toll und es ist absolut glaubwürdig umgesetzt. Katta mausert sich immer mehr, hat zwar ab und zu noch einen Durchhänger, aber lange hält das nie an. Das finde ich so deutlich authentischer als wenn sie -kaum dass sie dem Rätsel um Miriam auf den Grund geht- plötzlich zur strahlenden Heldin geworden wäre. Es ist eine Entwicklung und zwar eine wirklich schöne.
Dazu trägt sicher auch Kattas Beziehung zu Alex bei. Auch an einer solche Beziehung kann man wachsen. Und so süß die beiden zusammen sind, sie haben auch ihre Streitereien. So hat Kitsch keine Chance.
„Welche Farbe hat die Anst?“ liest sich dank vieler Dialoge wunderbar leicht, ohne dass dabei die Spannung auf der Strecke bleibt. Die Kapitel haben diese Länge, die einen ein gutes Stück voranbringt, aber trotzdem nicht zu lang ist. Zudem machen die Überschriften neugierig, die immer aus einer Farbe und einem Untertitel bestehen.
Ich habe es einfach nicht mit Büchern, die hauptsächlich weiß gestaltet sind. Weiß ist für mich eine ausgesprochen nichtssagende Farbe. Deshalb haut mich das Cover des Buchs nicht gerade um. Der Farbklecks in der Mittel trägt zwar dem Titel Rechnung, sagt aber sonst nichts aus. Und für einen Jugendkrimi / Jugendthriller ist mir das zu hell. Krimis und Thriller müssen sich für mich eher düster präsentieren.
Fazit: Der Anfang mit der Geschichte war nicht leicht, weil mir dieser Bezug zur Kunst fehlt und ich somit Kattas Leidenschaft dafür nicht recht nachvollziehen konnte. Als sich die Handlung dann aber in erster Linie dem Rätsel um Miriams Tod zuwendet, waren diese Startschwierigkeiten im Nu vergessen. Eine wirklich sehr spannende Geschichte, bei der man wunderbar mitknobeln kann! So mag ich solche Bücher! Dass Kattas außerdem eine wirklich tolle Entwicklung über die Geschichte nimmt, war noch das Sahnehäubchen obendrauf.
Titel: Welche Farbe hat die Angst?
Autor: Barbara Rose
Seiten: 271
Verlag: Bastei Lübbe / Boje
ISBN: 978-3414824097
Preis: 12,99 (HC)
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