Wenn die Seen schweigen, kommt der stille Tod. Ein Mann, der seine Tochter sucht und dabei seine Identität verliert. Ein Mädchen, das seit sechs Jahren reglos aus dem Fenster schaut und darauf wartet, dass ihr jemand den Schlüssel zu ihrer Erinnerung bringt. Vier Männer und eine Mission, die aus Hunger und Disziplin besteht und keine Opfer scheut. Ein Winter in Deutschland, ein See im Wald und Schatten, die sich unter dem Eis bewegen.
Von diesem Buch hatte ich im Vorfeld so viel Gutes gehört, dass ich wusste, irgendwann würde ich es lesen. Es hat dann aber doch lange gedauert bis es soweit war.
Anfangs bin ich überhaupt nicht schlau aus dem geworden, was ich da gelesen habe. Dazu muss man wissen, dass die Geschichte aus drei Perspektiven erzählt wird.
Da sind zunächst mal Sie, bei denen ich ewig lange überhaupt nicht wusste, wen oder was ich mir darunter vorstellen sollte. Die hier beschriebenen Wesen hätten einfach kranke Menschen sein können, egnauso gut aber Gestalten aus einer Horrorgeschichte. Da das für mich aber nicht zu einem Thriller gepasst hätte, habe ich das bald ausgeschlossen. Ich finde es aber nicht gerade toll, wenn in einem Thriller eine solche Fährte gelegt wird. Ich zB kann mit Werwölfen, Vampiren etc nichts mehr anfangen (in Büchern). Hätte sich dieser Verdacht noch weiter erhärtet, hätte es gut sein können, dass ich das Buch frühzeitig weggelegt hätte.
Als nächstes kommt die Perpsketive „Du“ ins Spiel, die sich um ein kleines (später älteres) Mädchen dreht, das eines Nachts etwas ganz Grausiges erlebt. Das erste Kapitel aus dieser Perspektive fand ich wirklich richtig gut, spannend und gruselig. Doch dieses Erlebnis verändert das Mädchen natürlich. Und da ich -dem Himmel sei Dank- so etwas noch nicht erlebt habe (und hoffentlich nie erleben werde), fiel es mir schwer, mich in diese Welt einzufühlen. Da hat auch die quasi direkte Ansprache duch dieses „Du“ nichts dran geändert.
Als drittes hätten wir noch die Perspektive „Ich“. Sie ist am lebendigsten und dreht sich um den Lehrer Mika. Mir hat dieser Part noch am besten gefallen. Eben weil er lebeding ist. Und weil ich aus Mika nicht schlau wurde. Ist er wirklich der, der er vorgibt zu sein? Erst kam er mir recht harmlos vor, dann machte er ein Geständnis, das mich ehrlich entsetzte. Aber so richtig daran glauben konnte und wollte ich dann doch nicht. ein Irrtum meinerseits? Oder doch nicht? Das fand ich eigentlich ganz spannend.
Ansonsten habe ich die Story leider nicht als sonderlich spannend empfunden. Dafür hatte ich zu viele Schwierigkeiten mit „Sie“ und „Du“. Ich wollte schließlich einfach nur noch wissen, wer oder was Mika wirklich ist. Und ob es ein einigermaßen gutes Ende für gewisse Figuren gibt. Und natürlich, wer zum Teufel „Sie“ sind. Doch das sind nur Bruchstücke der Geschichte. Nichts, was für Spannung angesichts der eigentlichen Handlung sorgt.
Und nein, man kann mich auch nicht besonders damit schockieren, wenn man Kinder als Dreh- und Angelpunkt eines Thrillers einsetzt. Es ist und bleibt eine Geschichte, nicht mehr und nicht weniger. Das wird jeder Thriller-Fan wissen, der zu dem Buch greift. Und ich finde, es kommt auch in absolut ausreichendem Maße rüber, wie abscheulich diese Verbrechen und wie krank die Täter im Kopf sind. Ich hatte nie den Eindruck, dass Zoran Drvenkar dieses Umstand unnötig ausweidet und sich daran ergötzt.
Geschrieben ist „Still“ wirklich gut, da gibt es nichts. Ich hatte es an zwei Abenden ausgelesen. Es ist leicht zu lesen, die Kapitel sind knackig kurz und durch die wechselnden Perspektiven ist für Abwechslung gesorgt. So flogen die Seiten nur so dahin. Zum Glück. Auch dieses kurzweilige Lesen hat dazu beigetragen, dass ich mir dachte: ach komm, lies es, auch wenn es nicht so dein Ding ist, geht ja fix.
Das Cover hat mir von Anfang an gefallen. So schön finster und eisig mit der in Nebel getauchten Hütte und dem zugefrorenen See. Das steht einem Thriller richtig gut!
Fazit: Gut, dass ich dafür damals keine schlappen 17,00 ausgegeben habe, sondern es tauschen konnte. Auch wenn die wechselnden Perspektiven für Abwechslung sorgen, so konnte ich mich in zwei von drei nicht hineinversetzen bzw hineinfühlen. Das bremste mich schon mal kräftig aus. Perspektive drei gab mir zwar Rätsel auf, auf deren Lösung ich neugierig war, aber das reicht halt nicht. Ich habe es fertig gelesen, weil es sich so kurzweilig liest und ich auf zwei, drei Fragen eine Antwort wollte. Aber die eigentliche Story hat mich nicht packen können.
Titel: Still
Autor: Zoran Drvenkar
Seiten: 416
Verlag: Eder & Bach
ISBN: 978-3945386002
Preis: 16,99 (Broschiert)
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