Der Rudi zieht ins Schlachthofviertel und staunt, als ihm eine riesige Krähe einen abgetrennten Frauenfinger zu Füßen legt. In ihrem sechsten Fall ermitteln der Eberhofer und der Rudi im Münchner Rotlichtmilieu – denn der Finger gehörte einer ermordeten Prostituierten. Während der Wiesn sterben weitere Frauen durch eine rätselhafte Mordwaffe.
Endlich ist er da: der neue Fall für Franz Eberhofer! Es gibt wenige Bücher, denen ich jedes Mal so sehr entgegenfiebere wie Rita Falks Provinzkrimis.
Nun ermittelt der Eberhofer also in München. Ich muss zugeben, dass mir diese Entwicklung anfangs gar nicht gefiel, weil ich Angst hatte, dass so das Geschehen und die Figuren in Niederkaltenkirchen zu kurz kommen könnten. Andererseits sehe ich aber auch ein, dass man ein solches Nest nicht zum Sumpf des Verbrechens machen kann ohne dass es irgendwann unglaubwürdig erscheinen würde. In einer Großstadt wie München passiert einfach mehr. Dass dort mehr Verbrechen verübt werden als in einem Dorf ist klar. Somit ist das so zweifellos glaubhafter.
Außerdem habe ich bei diesem neuen Fall festgestellt, dass diese Trennung zwischen dem Mordfall in München und Eberhofers Familie in Niederkaltenkirchen dem Krimi eindeutig gut tut.
Sobald Eberhofer in München ist, geht es vornehmlich um die Morde und die Ermittlungen. Ging der Krimi in den Fällen aus Niederkaltenkirchen oft hinter dem übrigen Geschehen dort unter, so besteht diese Gefahr nun nicht mehr. In der Handlung in München steht der Krimi im Vordergrund. So kann man sich darauf besser konzentrieren und sogar mitknobeln. Außerdem hinterlassen die grausigen Taten so viel mehr Eindruck. Gemeinsam mit Eberhofer und dem Birkenberger geht man auf die Jagd nach dem Mörder, und was die beiden da abliefern, das kann man problemlos als Ermittlungen durchwinken. Gewürzt natürlich mit den üblichen Zickereien und Wortgefechten, aber man hat das Gefühl echter Nachforschungen. Das war bei den Fällen in Niederkaltenkirchen selten wirklich der Fall. Somit geht es spannend zu und ein Dreh kurz vor Ende sorgt nochmal für zusätzliche Brisanz. Da darf man mit Recht Angst um Eberhofer haben.
Jeden Arbeitstag fährt er morgens nach München und abends zurück nach Niederkaltenkirchen. Somit bekommt auch das Geschehen dort ausreichend Raum und kommt keineswegs zu kurz. Ich war ehrlich froh, dass meine Befürchtung nicht eintraf. Denn ich mag die Niederkaltenkirchener und ohne sie wäre ein Eberhofer-Krimi kein Eberhofer-Krimi.
Dieses Mal geht es auch im Dorf ordentlich rund. Es soll ein Hotel gebaut werden. Während einige Dorfbewohner -meist aus eigennützigen Moitven heraus- durchaus von der Idee angetan sind, so ist die Mehrheit klar dagegen. Und wer die schrägen und oft extremen Charaktere ein wenig kennt, der wird ahnen, dass da ordentlich die Fetzen fliegen. Ich konnte beide Parteien ganz gut verstehen und war entsprechend neugierig, wie der Disput ausgehen würde. Bis zur Auflösung habe ich das Geschehen mit größtem Vergnügen verfolgt und oft lachen müssen über den Einfallsreichtum einiger Niederkaltenkirchener. Da wird echt wortwörtlich bis aufs Blut für die eigene Überzeugung gekämpft. Manchmal tun es aber auch subtilere Mittel. Beispielsweise, wenn es im Dorf plötzlich kein Fleisch und keine Wurst mehr zu kaufen gibt. Wie heißt es so schön? Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt…auch das Aushungern der Gegenseite.
Mit der Liebe steht Eberhofer weiterhin auf Kriegsfuß. Zwischen Susi und ihm ist es aus, doch dann liegt sie plötzlich schwanger im Krankenhaus. Ich kann mir zwar kein bodenständiges Paar mit den beiden vorstellen, aber irgendwie gehören sie für mich einfach zusammen. So habe ich genau wie Eberhofer sehr gehofft, dass mit Susi und dem Kind alles gut wird. Und ich fand es total süß, wie viele Gedanken er sich darüber macht. Ganz so ein ungehobelter Klotz ist er eben doch nicht!
Ich habe mit den Krimi bewusst auf zwei Abende aufgeteilt um länger etwas davon zu haben. Es wäre aber ganz leicht gewesen, ihn in einem Rutsch zu lesen. Eberhofer erzählt wie ihm der bayerische Schnabel gewachsen ist, locker und flockig mit Humor und einem guten Schuss Dialekt. Das liest sich weg wie nichts. Die Kapitel sind dieses Mal ein wenig länger als bei den vorigen Bänden. Jedenfalls war das mein Eindruck. So kommt man mit jedem Kapitel ein ordentliches Stück voran.
Das Covermotiv bietet die von den Vorgängerbänden bekannte Mischung aus typisch bayerischen Elementen wie zB dem Dirndl oder dem Blick auf das Oktoberfest und Krimi-Elementen, beispielsweise die Waffe und die Blutflecken am Ärmel des Dirndls. Die Krähe verheißt ebenfalls nichts Gutes.
Fazit: Ich hatte Zweifel, muss nun aber zugeben, dass die Trennung München – Kaltenkirchen den Krimis gut tut. Eberhofers Fälle und Ermittlungen stehen im München-Teil ganz klar im Vordergrund. Es gibt nichts, was sie dort zurückdrängt. Entsprechend spannend und grausig geht es zu. Doch Niederkaltenkirchen kommt keineswegs zu kurz, zumal Eberhofer nach Feierabend dorthin zurückkehrt und so noch immer voll mitbekommt, was im Dorf vor sich geht. Und das ist in diesem Krimi fast genauso spannend wie der Mordfall. Mir hat „Zwetschgendatschikomplott“ wieder sehr viel Spass gemacht!
Titel: Zwetschgendatschikomplott
Autor: Rita Falk
Seiten: 272
Verlag: dtv
ISBN: 978-3423260442
Preis: 14,90 (broschiert)
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