Hannah ist 15. Sie mag Jungen, sie mag Sex – und sie ist schwanger. Sie weiß zwar, von wem, aber das kann sie auf gar keinen Fall sagen.Aaron ist 16. Er ist neu auf Hannahs Schule, weil an seiner alten Schule etwas Schlimmes passiert ist. Und Aaron gibt sich die Schuld daran. Seit dem hat das Gefühl, etwas wiedergutmachen zu müssen. Und so stellt er sich vor Hannah, als eine fiese Facebook-Seite mit dem Titel ›Wer ist der Vater?‹ online geht. Mehr noch, er gibt sich offiziell als Vater des Babys aus, mit aller damit verbundenen Verantwortung. Doch kann so eine ›rein platonische‹ Vaterschaft gut gehen?
Ich weiß selber nicht genau, wieso ich mich plötzlich für dieses Buch interessiert habe. Natürlich lese ich sehr gerne Jugendbücher, aber solchen mit schwierigen Themen gehe ich eigentlich meistens aus dem Weg. Noch dazu liegt „Fuck you, Leben!“ ein Thema zugrunde, mit dem ich an sich gar nichts anfangen kann.
Am ehesten hat mich wohl Aarons und Hannah Idee neugierig gemacht, ihn als Vater des Kindes auszugeben, weil Hannah den wahren Vater nicht preisgeben kann. Ich wollte wissen, wie und ob sie mit diesem Plan durchkommen würden.
Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich während des ersten Drittels der Geschichte kaum etwas damit anfangen konnte. Ich hatte ständig das Gefühl, nichts zu verpassen, wenn ich mal ein paar Seiten überspringen würde. Das habe ich nicht getan, deshalb weiß ich, dass ich mit meinem Gefühl richtig lag. Ein etwas kürzer gefasster Anlauf hätte sicher gereicht.
So allerdings hat man zunächst ewig lang Zeit, sich ein Bild vor allem von Hannah, aber auch von Aaron zu machen. Aaron mochte ich schnell, doch mit Hannah hatte ich so meine Schwierigkeiten. Mich gruselt es bei der Vorstellung, dass manche Fünfzehnjährige heutzutage so drauf sind wie sie: nix weiter im Kopf als sexy Klamotten, Jungs und Sex, und dann mit großen Augen dastehen, wenn so etwas passiert, wie es Hannah passiert. Ich bin längst keine fünfzehn Jahre mehr alt, aber ich weiß noch, dass es damals bei uns nicht so lief. Vielleicht kann ich mich deshalb so schwer mit Figuren wie Hannah anfreunden. Weil es so weit weg von meiner Teeniezeit ist.
Außerdem hat mich dieses Gezicke unter den Mädels um Hannah herum ziemlich genervt. Mit Zickereien und Intrigen kann ich gar nichts anfangen. Daher finde ich so etwas weder interessant, noch spannend. Das einzige, was ich aus diesem Teil der Geschichte mitgenommen habe, war ein zeimlich sicherer Verdacht, wer der wahre Vater des Babys sein könnte.
Nachdem man also diesen Part hinter sich gebracht hat, kommt endlich das eigentliche Thema auf den Tisch: Hannah ist fünfzehn Jahre alt, schwanger und will das Kind behalten. Es folgen die absehbaren Diskussionen und Streitereien mit der Familie und das Unverständnis, das ihr in der Schule entgegenschlägt. Das gehört in meinen Augen auch so. Wären alle hellauf begeistert gewesen, hätte ich das als sehr unrealistisch eingestuft.
Die Idee, Aaron als Vater auszugeben, hatte mich ja schon dazu bewegt, überhaupt dieses Buch zu lesen. Ich finde sie auch nachwievor gut und mutig. Einfach haben die beiden es damit auf keinen Fall, was ich ebenfalls realistisch finde. Es ist dabei schön zu verfolgen, wie speziell Aaron in diese Rolle hineinwächst. Aber eines muss man halt ganz klar sagen: so einen Typen wie Aaron, den muss man auch erstmal finden. Ich glaube kaum, dass die Wirklichkeit jedes schwangere Teeniemädel mit einem Aaron ausstattet. Da hört es mit dem Realistischen dann doch auf.
Aber für Hannah hat es mich gefreut. Auch deshalb, weil sie mir nach und nach doch noch sympathischer wurde. Die Schwangerschaft verändert sie eindeutig zum Guten hin. Aber es ist halt auch ein Zustand, den sie meistens wirklich genießen kann. Jedenfalls liest man kaum mal etwas über irgendwelche Beschwerden, die eine Schwangerschaft sonst oft mit sich bringt. Das vermittelt ab und zu das Gefühl, dass in einer Schwangerschaft alles immer nur schön und gut und rosarot ist. Ich kann nicht aus eigener Erfahrung sprechen, aber irgendwie ist das für mich schwer vorstellbar
Der Klopper schlechthin an dieser Geschichte ist die Wahrheit darüber, wer der Vater des Kindes ist. Ich lag mit meinem Verdacht völlig daneben und dachte, ich lese nicht recht! Überraschung auf ganzer Linie geglückt, würde ich sagen. Da wäre ich nie und nimmer drauf gekommen. Und wie der Kerl sich benimmt als er von seiner Vaterschaft erfährt! Also nee, Hannah, da bist du mit Aaron dreimal besser dran.
Hannah und Aaron erzählen die Geschichte abwechselnd. Mal schaut man in Aarons Leben und Gedankenwelt, dann in die von Hannah. Das sorgt für Abwechslung, was meinen Lesefluss fast immer beschleunigt. Sie erzählen jugendlich locker, verstehen es aber -wenn nötig- auch, Ernsthaftigkeit aufkommen zu lassen. Auch das hat mir das Lesen leicht gemacht. Die Abschnitte sind oft recht kurz, so dass man leicht denkt: ach komm, einen noch! Und dann ist man plötzlich fast durch.
Mit einem hauptsächlich weißen Cover habe ich immer so meine Schwierigkeiten. Auch bei diesem Buch gefällt mir das nicht. Es sieht für mich irgendwie unfertig aus. So als wäre es noch nicht die Endversion. Aber sie ist es wohl, denn das Buch liegt so weiß neben mir. Dafür mag ich den Schriftzug, der in den Farben eines schönen Sonnenaufgangs oder Sonnenuntergangs gehalten ist. Die Mädchengestalt gefällt mir aus. Sie sieht so frei aus, dass es sehr gut zum Titel passt.
Fazit: Anfangs hatte ich ziemliche Probleme mit dem Buch. Über Hannahs Wesen und ihr Verhalten habe ich ständig nur den Kopf geschüttelt. Bitte, lasst nicht die Mehrheit der heutigen Fünfzehnjährigen so drauf sein. Doch mit der Schwangerschaft veränderte Hannah sich und o haben wir uns doch noch angenähert. Sehr viele Dinge in dieser Geschichte sind erfreulich realistisch beschrieben und die Idee mit Aarons „Vaterschaft“ gefällt mir nachwievor. Es war schön zu verfolgen, wie sie sich damit arangieren, wie speziell er in diese Rolle hineinwächst und wie die beiden einander näherkommen. Doch eins ist ganz klar: nicht für jede schwangere 15jährige steht irgendwo ein solcher Aaron parat. Das muss man sich ebenso vor Augen halten wie die Tatsache, dass eine Schwangerschaft nicht immer so entspannt verläuft wie Hannahs.
Titel: Fuck you, Leben!
Autor: Non Pratt
Seiten: 416
Verlag: DTV
ISBN: 978-3423740074
Preis: 14,95 (Broschiert)
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