Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Der vergangene Donnerstag war bei mir sowieso schon ein trubeliger Tag, an dem ich fast durchgängig unterwegs und beschäftigt war.
Dann kam ich vom Friseur nach Hause, haute mich vor den PC und Facebook um so langsam Ruhe einkehren zu lassen…und was lese ich dort ganz oben in meiner Zeitlinie?
Ich dachte, ich lese nicht richtig!
Sven Koch war vor einiger Zeit für eine Lesung in der Buchhandlung Otto in Herford, wovon ich viel zu spät erfahren habe. Meine Tante und mein Onkel waren dort und haben mir netterweise mein „Dünengrab“ signieren lassen. Trotzdem fand ich das sehr ärgerlich. Manchmal traue ich Herford scheinbar doch zu wenig zu.
Und hier in Bad Salzuflen sollte auch noch Uwe Voehl dabei sein, von dem ich ebenfalls schon einen Krimi gelesen habe!
Und überhaupt: was soll denn bitte dieser Gleis 1 – kulturBahnhof sein? Wieso weiß ich nichts davon? Sowas muss man doch kennen!
Deshalb habe ich keine Ruhe einkehren lassen, sondern bin geradewegs zu einer der Vorverkaufsstellen geflitzt und habe dort eine Karte gekauft. Zum Glück ist Bad Salzuflen von mir aus nur kurz den Berg runter und ein paar (Kilo)meter entfernt 😉
Eine wirklich coole Karte
Anschließend ging es wieder heimwärts, rein in frische Klamotten, einen Happen essen und dann zurück nach Bad Salzuflen.
Eine Weile habe ich im Auto gesessen, weil ich nicht die erste sein wollte.
Aber das wurde irgendwann zu kalt, also raus aus dem Wagen und ein erstes Foto gemacht.
Bahnhof Bad Salzuflen bei Dunkelheit und dem allerletzten Mistwetter
Um 19 Uhr sollte Einlass sein, aber als ich 15 Minuten früher vor der Tür stand, war diese bereits offen. Ich hatte zwar den Eindruck, dass sich die Veranstalter darüber selber wunderten, aber ich war ja nun mal schon drin, also durfte ich bleiben. VOR dem Kassentresen! 😉 Peinlicherweise doch die Erste…
Hinter mir wurde abgeschlossen.
Es gab schon einiges zu sehen.
Richtig cool! – Das hätte ich in dem Bahnhof niemals vermutet!
Krimi- / Thriller-Fan da, wo er hingehört: an einem echten Tatort!
Wer da wohl gelegen und geblutet hat…???
Ab 19 Uhr füllte sich der Bahnhof dann endlich und ich musste mich nicht mehr dafür schämen, dass ich als einzige schon da war. Ich mag das einfach nicht, so aus dem Rahmen zu fallen.
Ein Cocktail war im Eintrittspreis enthalten:
Bullen-Cocktail ohne Alkohol oder Schimanskis Rache mit Alkohol
Den Cocktail würde sich sowieso sofort meine Begleitung krallen, das wusste ich. Da diese Begleitung nachweislich keinen Alkohol verträgt, gab es einen Bullen-Cocktail.
Rocke: „Ich könnte jetzt behaupten, das Bild ist so unscharf, weil sie schon mehrere Schimanskis intus hatte, aber das wäre geschwindelt. Sie hat nur beim Knipsen nicht aufgepasst. Ach ja, und das Licht war schlecht, soll ich sagen…“
Ich schreibe es ungerne, aber genau im Moment dieses Fotos hatte Rocke schon den ersten Fan gewonnen. Wie macht der das nur? Eine Besucherin der Krimi-Nacht war hin und weg und wollte ihm glatt ihren Schimanski spendieren!
Am Tresen trug man die Anzüge der Spurensicherung – So genial!
Mit dem Cocktail ging es weiter durch den Bahnhof hin zur eigentlichen Bahnhofhalle, wo die Krimi-Nacht stattfinden würde.
Unterwegs war Rocke natürlich nicht zu bändigen. Irgendwann binde ich diese Ratte in der Tasche fest.
Rocke: „Ich schreibe gleich meine Bewerbung. Mit meiner tollen Nase müssen die mich einfach nehmen! Nur die Anzüge müssen sie kleiner schneidern.“
In der Halle standen mehrere Reihen Stühle, vorne gab es das Lesepult -sehr stimmungsvoll mit einem roten Überwurf, einer altmodischen Leselampe und einem Kerzenleuchter- und daneben die Ecke der jungen Dame, die die Lesung musikalisch begleitete. Wow! Als letztes habe ich eine Lesung mit leckeren Häppchen erlebt, aber Musik dabei, das war schon etwas Besonderes.
Zum Neidischwerden, wenn man ein Instrument spielen kann
Nach und nach füllten sich die Stuhlreihen und ich war ehrlich überrascht, wie viele Besucher sich an diesem Abend mitten in der Woche für die Krimi-Nacht entschieden hatten. Da sage noch mal jemand, dass Lesungen kein Interesse wecken! Wirklich toll!
Sven Koch (links) und Uwe Voehl
Die erste Hälfte der Krimi-Nacht gehörte Uwe Voehl.
Er begann mit der Kurzgeschichte „Futter bei die Fische“, mit der er sein Publikum schon mal in eine Anthologie hineinspinsten ließ, die erst im Sommer 2015 erscheint. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Ich musste zwar nach der Lesung erstmal googeln, was um alles in der Welt denn diese Sichtachse ist, um die in Bad Salzuflen offenbar viel Wind gemacht wird / wurde, aber dem Vergnügen stand diese Ahnungslosigkeit nicht im Wege. So eine schöne, böse Geschichte ist ganz nach meinem Geschmack. Ich habe so gelacht!
Anschließend las Uwe Voehl aus dem OWL-Krimi „Mord zum Aperitif“. Davon hatte ich bisher noch nichts gehört. Anfangs traf es nicht ganz meinen Geschmack (zu viel rosarote, süße Cupcakes für einen Krimi 😉 ), aber später wurde es dann doch richtig schön spannend und ein wenig unheimlich. Ich werde Clemens und Caroline wohl mal im Auge behalten…
In der Pause standen Uwe Voehl und Sven Koch vorne beim Lesepult und unterhielten sich. Da ich vor der Lesung keinen Büchertisch entdeckt hatte, an dem später eventuell signiert werden würde, wäre es ein guter Moment gewesen um mir „Dinner mit Mord“ signieren zu lassen. Ein Mann hatte sogar den Mut dazu, mit seinem Buch hinzugehen und zu fragen, aber sowas schaffe ich nicht. Da bin ich irgendwie eine Bangebüx…
Also habe ich mir die Pause im Bahnhof vertrieben und dabei hinten in der Halle doch noch den Büchertisch entdeckt.
Der Büchertisch der Buchhandlung Maschke aus Bad Salzuflen
Im Eingangsbereich bei der Theke haben Rocke und ich noch einmal den Tatort besucht.
Notiz an mich selbst: Kreide besorgen um demnächst selber einen solchen Umriss zeichnen zu können. Einen mit Ohren und einer Riesennase. Denn…
Rocke: „…ich habe ausprobiert, wie ich mich als Mordopfer mache! Ich finde, ich habe Schauspieltalent!“
Die zweite Hälfte der Krimi-Nacht gehörte dann natürlich Sven Koch, der aus „Dünentod“ vorlas. Ich muss gestehen, ich habe noch nicht mal „Dünengrab“ gelesen, aber laut Sven Koch kann man seine Krimis unabhängig von einander lesen. Das was ich an diesem Abend aus „Dünentod“ gehört habe, sprach mich doch etwas mehr an als der Klappentext von „Dünengrab“, also werde ich wohl ein Quereinsteiger in die Koch-Krimis (nicht falsch verstehen 😉 )
Vor allem hat es mir gefallen, wie man hier als Leser so manches Mal aufs Glatteis geführt wird. So nach dem Motto „Oh nein, wie schrecklich / eklig“ und dann…ist doch eigentlich alles nicht mal halb so wild und man atmet erleichtert auf und kann sogar darüber lachen.
Übrigens könnte ich mir Sven Koch gut als Sprecher für die Hörbücher zu seinen Krimis vorstellen. Ich habe gelesen, dass Reinhard Scheunemann „Dünentod“ liest, aber Sven Koch könnte ich auch prima über längere Zeit zuhören. Und ich denke, da bin ich nicht alleine, denn während Sven Kochs Lesung herrschte -krimimäßig passend- eine Totenstille in diesem Teil der Bahnhofshalle.
Nach der Lesung kam dann die letzte Chance für diesen Abend, mir „Dinner mit Mord“ signieren zu lassen.
Im Ring: die Bangebüx vs. Stell dich nicht so an
Und ja, ich habe mich getraut! Rocke guckte auch schon ganz spöttisch aus der Tasche. Klar, der weiß ja nicht mal, wie ’schüchtern‘ geschrieben wird, der Draufgänger, der! Manchmal würde ich mir gerne eine Scheibe von seinem Selbstbewusstsein abschneiden!
Zum Vergrößern anklicken!
Das Buch links ist „Dünengrab“, wurde aber nicht an diesem Abend signiert. Ich habe es dazu gelegt, weil ich finde, dass es trotzdem zu der Krimi-Nacht passt.
Für das signierte „Dinner mit Mord“ sage ich an dieser Stelle nochmal: Ganz lieben Dank, Uwe Voehl! Ich freue mich sehr über ein weiteres signiertes Schätzchen im Regal 🙂
Rocke: „Wetten, dass bald der Tatort anruft und mich als Mordopfer will?“
Auch wenn die Ratte einen neuen Höhenflug von der Krimi-Nacht mitgebracht hat, war es doch ein wirklich schöner, spannender und witziger Abend. „Dünentod“ wird nicht lange auf sich warten lassen in meinem Regal. Und „Dinner mit Mord“ wird ebenfalls bald gelesen. Den kulturBahnhof werde ich mir merken. Eine ausgefallene, coole Location. Ich freue mich ehrlich, sie entdeckt zu haben!
Hallöchen Sandra,
das hört sich wirklich nach einem tollen Krimiabend an!! 🙂
Ich wohne in Hiddenhausen und hätte ich das eher gewusst, hätte ich mir das Krimi-Spektakel natürlich nicht entgehen lassen! 🙂
Und da denkt man immer, im Kreis Herford tut sich nix! 🙂
Beim nächsten Mal bin ich am Start!
Liebe Grüße, Melli
Author
Hallo Melli!
Oh, wie schön, jemand aus der Gegend hier! 🙂
Ich habe gelesen, dass die Krimi-Nacht dort schon Tradition hat. Dann gibt es das sicher nochmal wieder 🙂
Liebe Grüße
Sandra