Ben hat eine echte Marktlücke entdeckt: Er wird Geisterjäger! Nur dumm, dass es keine Geister gibt. Sogar in der alten Villa – einem richtigen Gruselkasten – will man nichts von Geistern wissen. Totale Fehlanzeige! Und die Frau, die ihm die Tür öffnet, schickt ihn zum Spielen zu ihrer Tochter Josefine. Peinlicher geht‘s nicht. Josefine aber freut sic h und zeigt Ben das Haus – und plötzlich stehen sie vor den steilen Stufen, die auf den Dachboden führen. Da wabert doch weißer Nebel die Stufen herunter. Es gibt keine Geister? Von wegen! Was da auf sie zukommt, ist waschechte Geistergefahr .
Ich mag einfach Geister- bzw Gruselgeschichten. Ganz egal, ob sie für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene sind. Deshalb klang dieses Buch sehr interessant für mich.
Der Geschichte habe ich entsprechend nichts weiter vorzuwerfen. Sie ist kindgerecht spannend, lustig und ab und zu dezent gruselig. Genau richtig für die junge Leserschaft. Albträume bekommt sicher niemand von Bens und Josefines Erlebnissen. Und den Geist fand ich sogar richtig niedlich. Außerdem wollte ich unbedingt wissen, wie die Sache ausgehen würde, denn am Ende wird es tatsächlich so richtig brenzlig. Da Ben und Josefine als Geisterjäger keine Übung haben, ist obendrein auch noch für einiges Chaos gesorgt und es geht oft turbulent zu. In der Geschichte steckt also eine Menge Tempo und sie hält einen so beständig bei Laune. Eigentlich das ideale Rezept für ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Trotzdem habe ich mich mit vielen Dingen schwer getan. In erster Linie mit Bens Versessenheit auf Star Wars, und alles, was nur ansatzweise damit zu tun hat. Junge Star Wars Fans werden sicher begeistert sein, aber ich kann damit nunmal gar nichts anfangen. Bens „Ausflüge“ ins All haben mich daher irgendwann nur noch genervt. Genauso wie Bens Angewohnheit, gerne mal in Comic-Sprache zu erzählen. In einem Buch brauche ich aber kein Wumm, kein Rumms und auch kein Klong und kein Dong.
Außerdem ging es mir oft zu albern zu. Alleine die Vorstellung, wie die Jungs da in ihrer Geisterjägerkluft an den Türen klingeln: in weiße Maleranzüge gehüllt, auf dem Kopf eine Taucherbrille und auf dem Rücke einen Staubsauger, dessen Rohr die Geister einsaugen soll. Kein Wunder, dass niemand sie ernst nimmt. Da hat Ben schon recht und es verleiht dem Geschehen ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit. Zum Glück jagen Ben und Josefine später normal gekleidet nach Geistern. Bens Freunde waren mir eine ganze Ecke zu überdreht.
Und ja, aus dem Alter, in dem man Popel als Spitznamen okay und womöglich sogar noch lustig findet, bin ich wohl eindeutig auch heraus.
Ich habe schon viele Kinderbücher gelesen und spontan kann ich an kaum eines erinnern, das mir nicht gefallen hätte. Kinderbücher und ich, das kann also wirklich gut funktionieren. Hier jedoch leider nicht.
Ben erzählt locker und flockig, ganz wie ihm der Schnabel gewachsen ist. So liest sich das Buch wirklich im Nullkommanix. Das Tempo aus der Geschichte hat sich bei mir eins zu eins auf mein Lesetempo übertragen. Die Kapitel sind schln kurz, das dürfte jungen Lesern ebenfalls sehr entgegenkommen. Außerdem findet man viele Zeichnungen auf den Seiten, die den Text auf diesen Seiten natürlich kürzen.Und sie lockern auf und veranschaulichen viele Szenen.
Auf dem Cover sind Ben und Josefine zu sehen. Und natürlich der Geist, den ich wirklich goldig finde. Das Motiv passt gut zur Geschichte und mit den dunklen Hintergrund, den Schatten und dem Spinnennetz wirkt es auch eine Spur schaurig.
Fazit: Trotz einer ordentlichen, kindgerecht spannenden und schaurigen Story hat mich „Vorsicht, Geisterjäger“ ziemlich enttäuscht. Vieles fand ich überzogen bis albern, mit Bens Star Wars-Fimmel konnte ich nichts anfangen (und der zieht sich durch die ganze Geschichte) und Comic-Sprache muss ich in einem Buch nun wirklich nicht haben. Und wer nun mit dem Totschlag-Argument kommt, dass ich nun mal keine 8 Jahre mehr bin: stimmt, aber schaut mal in die Rubrik mit den Kinderbuch-Rezis, dann werdet ihr sehen, dass Kinderbücher und ich sonst durchaus gut zusammenpassen können.
Titel: Vorsicht, Geisterjäger!
Autor: Heiko Wolz
Seiten: 173
Verlag: dtv Junior
ISBN: 978-3423761024
Preis: 10,95 (HC)
Mir geht es genau so! Auch ich habe als Erwachsene schon etliche Kinderbücher rezensiert, mit denen ich absolut nicht auf dem „Kriegsfuß“ stehe. Aber diesem Buch konnte ich auch keine Empfehlung geben. Da gibt es weitaus bessere!