Dez 21 2014

Rezension – Dein Blick so kalt (Inge Löhnig)

blickkaltDas Praktikum in München war Lous großer Traum. Dann der Albtraum: Lous Mitpraktikantin ist eine Oberzicke, ihr Chef ein Grabscher. Dennoch gibt Lou nicht auf. Auch nicht, als sie eine unheimliche Email erhält: Ich bin immer bei dir. Mehr und mehr hat Lou das Gefühl, beobachtet zu werden, doch die Polizei nimmt ihre Angst nicht ernst. Bis Lou eines Tages verschwindet.

Es war mal wieder an der Zeit für einen Arena Thriller. Da es mir ganz besonders die X-Thriller angetan haben, fiel die Wahl auf „Dein Blick so kalt“. Diese Entscheidung habe ich zu keinem Moment bereut.
Lou gefiel mir mit ihrer selbstbewussten, direkten und mutigen Art auf Anhieb. Ich fand es toll, wie sie sich gegen ihre Eltern durchsetzt und mit Hilfe von ein paar Freunden zum Parktikum in München aufbricht.
Da nun mal nicht allem im Leben auch Gold ist, was glänzt, warten ausgerechnet beim heiß ersehnten Praktikum die ersten Probleme, und die sind von ganz besonders brisanter Art. Anfangs versucht Lou noch, damit klarzukommen, doch das entspricht nun einmal gar nicht ihrem Wesen. Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn dieses Mädel sich nicht zur Wehr gesetzt hätte. Da muss man sie für ihre Traute wirklich bewundern.
Doch noch etwas anderes wirft einen Schatten auf Lous als so toll geplante Zeit in München.
In den vergangenen Wochen wurden immer wieder Mädchen entführt und viel später ermordet aufgefunden. Wo Lou auch geht und steht, immer mal wieder wird sie durch Zeitungen etc darauf gestoßen.
Als Leser ahnt man da schnell, dass höchstwahrscheinlich auch Lou auf der Liste des Täters steht.
Tatsächlich bekommt sie bald unheimliche eMails und sie fühlt sich zunehmend beobachtet. Ich finde diese Vorstellung an sich schon schaurig. Wenn ich mir vorstelle, wie man sich fühlt, wenn man solche Nachrichten bekommt und sich in der eigenen Wohnung nicht mehr wohl und sicher fühlen kann, dann bekomme ich eine Gänsehaut. Entsprechend habe ich Lou zwar bewundert, wie sie zunächst nach logischen Erklärungen sucht, hätte sie aber immer gerne auch gewarnt, dass sie sich das alles keineswegs nur einbildet.
Für einen weiteren gehörigen Schuss Spannung sorgt natürlich die Frage, wer dahinter steckt. Es gibt einige Verdächtige Personen, zum Glück aber nicht zu viele. So behält man gut einen Überblick und kann leicht knobeln, wer der Täter sein könnte. Ich habe meinen Verdacht mehrmals geändert. Mal war ich mir total sicher, dass es nur der und der sein könne, weil es so offensichtlich ist. Dann dachte ich wieder, dass das ein Trick sein könnte. So ein Vorzeige-Täter lenkt schließlich leicht von anderen Charakteren ab, sodass es eine echte Überraschung wäre, wenn es einer der anderen wäre. Andererseits: vielleicht soll man auch wieder genau das denken, sich auf die übrigen Personen stürzen und nachher quasi gesagt zu bekommen: wärst du mal bei deinem ersten Verdacht geblieben! So ging es lange hin und her. Ich musste einfach weiterlesen um zu erfahren, ob ich richtig liege. Ich lag falsch, soviel kann ich verraten.
Was mir an diesem Thriller außerdem richtig gut gefallen hat ist, wie Lous Zeit in München rund um das Verbrechen beschrieben wird. München gehört eigentlich zu den Städten, die ich nicht unbedingt besuchen möchte. Aber hier wird die Stadt so schön anschaulich und vor allem sommerlich schön beschrieben, dass sie mich womöglich doch irgendwann mal reizen könnte. Und diese sommerlich-fröhliche und lockere Atmosphäre kommt wunderbar beim Leser an.
Zweimal habe ich mich allerdings gewundert. Lou ist doch Vegetarierin. Wieso kauft sie sich dann einmal ein Salami-Sandwich? Ein anderes Mal isst sie Scampi mit Risotto. Dem Chef zum Gefallen hin oder her, aber Risotto alleine hätte auch nicht unhöflich ausgesehen.

Obwohl das Buch mit seinen 367 Seiten durchaus stattlich ist, habe ich es an einem langen Abend ausgelesen. Einerseits ist es super spannend, andererseits aber auch so schön flüssig und lebendig geschrieben, dass die Seiten nur so dahin fliegen. Knackig kurze Kapitel trugen ihren Teil dazu bei, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Ach eins noch, na gut, noch eins...ihr kennt das sicher.

Hinter den Sinn der meist so blumigen Cover der Arena Thriller werde ich wohl nicht mehr kommen. Aber durch die kräftigen Farben sind sie auf jeden Fall auffällig im Regal. Hier spielt aber auch ein herrlich blutiges Rot eine Rolle dabei. Das passt schon viel besser zu einem Thriller.

Fazit:  Ich fand „Dein Blick so kalt“ super spannend und habe die ganze Zeit geknobelt, wer hinter den Entführungen stecken könnte. Das macht Spass. Außerdem fand ich Lou von Anfang an total sympathisch und habe sie sehr oft für ihren Mut und ihre direkte Art bewundert. Selbst in der brenzligsten Situation lässt sie sich nicht einfach unterkriegen. Toll! Entsprechend habe ich auch um dieses mutige Mädchen gebangt.


Titel: Dein Blick so kalt
Autor: Inge Löhnig
Seiten: 367
Verlag: Arena Verlag
ISBN: 978-3401067629
Preis: 12,99 (Broschiert)

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