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Dez 18

Rezension – Der letzte Glühwein – Kriminelle Weihnachtsgeschichten (verschiedene Autoren)

letztergluehweinWenn Blut aus dem Weihnachtsstrumpf tropft, eine Leiche im Kamin steckt, dem Glühwein Gift beigemischt wird und an der Tanne nicht nur Lametta hängt, macht das Fest der Liebe und des Friedens seinem Namen alle Ehre. Dieses Buch versammelt die besten Weihnachtskrimis: Die Weihnachtszeit hat immer wieder die größten Krimiautoren zu mörderischen Geschichten angeregt – zum Glück für den Leser. Autoren wie G. K. Chesterton, Agatha Christie, Friedrich Ani oder Sebastian Fitzek garantieren, dass Weihnachten diesmal richtig spannend wird.

Jedes Jahr im Advent lese ich eine weihnachtliche Krimisammlung. Dieses Jahr fiel meine Wahl auf „Der letzte Glühwein“, weil ich das Cover so unglaublich witzig fand. Das machte Lust auf das Buch.
Allerdings habe ich schon beim Anblick des Inhaltsverzeichnisses schwer geschluckt. Krimis von Agatha Christi, Arthur Conan Doyle, Robert Louis Stevenson. Sicher prominente Namen, aber eben auch Namen, die für Krimis von anno Wasweißich stehen, und solche Krimis / Geschichten mag ich einfach nicht. Andererseits gibt es auch Krimis von Autoren wie Henning Mankell, Simon Beckett und Fred Vargas. Von diesen Autoren habe ich noch nie ein Buch gelesen und war entsprechend neugierig. Also habe ich das Buch nicht sofort wieder beiseite gelegt.

„Der Mann mit der Maske“  hat mir nur so lala gefallen. Zum einen fand ich Wallander auch nicht besonders sympathisch, weil es ihn irgendwie gelungen zu sein scheint, seine Beziehung in die Krise zu manövrieren. Zum anderen bin ich kein Fan davon, wenn Politisches in Krimis einfließt, und das ist hier der Fall. Und ich hatte auch nie das Gefühl, dass es für Wallander so richtig brenzlig wird. Das geht zu Lasten der Spannung. Weihnachtliches Flair sucht man hier vergebens.

Das habe ich auch in „Weihnachtsmann ohne Geschenk“ vermisst, leider. Dafür hat mir der Fall hier deutlich besser gefallen. Er ist spannend und zeugt von einem ausgesprochen brutalen Mörder. Außerdem gerät die Familie des Ermittlers in das Schussfeld des Täters, was nochmal Spannung einbringt. Hier habe ich wirklich gebangt und geknobelt.

„Ein ganz normaler Tag“ lässt zumindest dann Weihnachtsstimmung aufkommen, wenn man darauf steht, Weihnachten auf Partys zu verbringen. Für mich ein typischer amerikanischer Krimi, was nicht (mehr) so mein Fall ist. Immerhin schickt auch dieser Krimi einen sehr brutalen Täter ins Rennen, was mir widerum gefällt. Und ein wenig kann man auch hier miträtseln.

„Die Nacht der Barbaren“ – ach herrje, ein Krimi, der in Frankreich spielt. Frankophob wie ich bin, nicht gerade ein Aushängeschild. Ich habe den Krimi als recht trocken und emotionslos geschrieben empfunden, wodurch er sich sehr in die Länge zog.  Vielleicht ist das der typische Stil von Krimis, die in Frankreich spielen. Mir fehlt da der Vergleich.

„Das Rätsel um den Weihnachtspudding“ stammt von Agatha Christie. Obwohl ich wie oben schon geschrieben für solch alte Geschichten nichts übrig habe, ist dieser Krimi doch einer meiner Favoriten in dieser Sammlung. Er ist spannend und lädt zum Mitknobeln ein, er hat seine amüsanten Szenen und ist gefühlsmäßig durch und durch weihnachtlich. Außerdem konnte ich Poirot Abneigung gegen die Kälte zu 100 % nachvollziehen.

Kein Krimi dieser Sammlung ist unweihnachtlicher als  „Die Geschichte des blauen Karfunkels“. Wie konnte ich das bei einem Holmes auch erwarten? Immerhin fand ich das Versteck des Karfunkels ausgesprochen ausgefallen und lustig. Und Holmes Kobinationstalent kann man hier einmal mehr ausgiebig bewundern. Zudem war es mal etwas anderes, zu erleben wie Holmes und Watson sich Siezen.

„Markheim“ kannte ich bereits als Hörspiel in der Reihe „Gruselkabinett“. Als weihnachtlich habe ich es nicht empfunden, aber es hat eine angenehm bedrückende und leicht unheimliche Atmosphäre, und das gefällt mir bei Krimis / Thrillern immer sehr gut. So hängt immer eine gewisse Bedrohung in der Luft und man wartet förmlich auf den großen „Knall“.

Solch ein Unbehagen hat mir auch „Das Echo der Schüsse“ bereitet. Ich wusste, da kommt noch etwas ganz Schlimmes, auch wenn alles lange so harmlos wirkt. Die Hauptfigur war mir ebenfalls unheimlich. Welcher Kerl mit Familie kommt schon auf den Gedanken, am Heiligen Abend nachmittsgs in einen Saunaclub zu gehen? Das fand ich einfach unmöglich. Aus der Reihe fällt der Krimi vor allem durch diesen stakkatoartigen Schreibstil. Kurze Sätz, manchmal nur ein Wort, das bringt Tempo in den Lesefluss.

„Mamas Fest“ ist in Tagebuchform eines fünfzehnjährigen Mädchens geschrieben. Vermutlich ist dieser Krimi besonders weihnachtlich, denn er handelt von einem Teenie, der zwar Geschenke, aber kein Familienfest will, von einem zerstrittenen Ehepaar und einem Fest, das absolut nicht so verläuft wie man es allgemein erwartet. Sowas soll ja in vielen Familien vorkommen. Ich fand es trotzdem schade, weil ich der Meinung bin, dass man sich gerade an Weihnachten zusammenreißen sollte. Das Ende hat mir gefallen. Wow, wie abgebrüht die Kleine doch ist. Das hätte ich nicht gedacht!

„Rupert“ klingt wie eine Studie über eben jenen. Oder wie ein Bericht über jemanden in einer Zeitung. Diesen Stil mag ich sehr und ich war gespannt, was im Laufe der Geschichte über Rupert ans Tageslicht kommen würde. Er hat Grausiges erlebt und es ist verständlich, dass es ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen will. Aber für einen Krimi gehört es sich grausig, daher gefiel es mir prima.

Von Sebastian Fitzek findet man den Krimi „Der Frauenfänger“ in der Sammlung. Darauf hatte ich mich besonders gefreut. Die Geschichte ist zwar etwas vorhersehbar, aber meist doch ganz spannend, locker und teilweise sogar heiter erzählt und hat ein sehr, sehr böses Ende. Genau mein Geschmack.

Auch „Lostage“ hat mir gefallen. Ich mag den Mythos um die Raunächte einfach, weil ihnen so viel Gruseliges anhängt. Dieser Krimi sorgt für ene ordentliche Gänsehaut. Er ist schaurig und sehr spannend. Und wenn man -wie ich- den Winter und die Kälte hasst, dann fröstelt man gleich nochmal mehr.

Ich finde ja besonders den Totenkopfbommel an der Weihnachtsmütze witzig. Aber auch der WEihnachtsmann selber sieht ganz lustig aus. Einige an der Sammlung beteiligte Autoren sind in der Mützenkrempe (heißt das so?) aufgelistet. Da fallen sie sofort auf und locken mit ihrer Prominenz.

Fazit:  Ich hätte mir bei den meisten Krimis mehr weihnachtliches Flair gewünscht. Das gehört für mich zu einer weihnachtlichen Krimisammlung einfach dazu, und hier fehlte das sehr, sehr oft. Schade. Dafür wurde ich damit überrascht, dass mich vor allem Krimis von Autoren begeisterten, bei denen ich anfangs abgewinkt habe. Das gelingt einem Buch / einer Geschichte sonst nur selten. Die Krimis sind angenehm verschieden, sodass keine Langeweile aufkommt, und im Schnitt auch wirklich spannend. Daher kann ich die Sammlung klar weiterempfehlen!


Titel:  Der letzte Glühwein – Kriminelle Weihnachtsgeschichten
Autor: verschiedene Autoren
Seiten:  432
Verlag: Atlantik Verlag
ISBN: 978-3455600148
Preis:  9,99 (TB)

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