John hat Schluss gemacht, einfach so! Doch wie soll Olivia ohne ihn überleben? Wer ist sie ohne John, ohne ihre perfekte Beziehung? So einfach gibt sie sich nicht geschlagen. Und so gründet sie die „Operation Vogelkacke“: John zurückzuerobern, das ist das Ziel. Doch so leicht ist das alles nicht, wenn man ständig von anderen abgelenkt wird, wie zum Beispiel von Danijel, bei dem man gar nicht anders kann als zu denken: Sexy, toll! Nicht so wie John, überhaupt nicht so perfekt. Aber o Mann, so sexy! … Kann das Leben wirklich so einfach sein, wie Danijel sagt? Dass man lachen soll, wenn man glücklich ist, schreien, wenn man wütend ist und mit jemandem schlafen, wenn man es gerade will?
Dieses Buch hat mich durch den witzigen Titel auf sich aufmerksam gemacht. Der Klappentext las sich zwar weniger heiter, aber dennoch vielversprechend. Ob an Danijels Behauptung etwas dran ist? Irgendwie fand ich die Vorstellung schön, dass man immer tun sollte, wonach einem ist. Ganz egal, was andere darüber denken. Ich habe bei diesem Buch aber gemerkt, dass es selbst dabei Grenzen geben sollte und sogar muss.
Dass John mit Olivia Schluss gemacht hat, erfährt man gleich auf der ersten Seite. Fortan durchlebt Olivia den Schmerz, der zu solch einer Erfahrung dazu gehört. Mir tat sie zunächst sehr leid, zumal Johns Begründung wirklich ziemlich haltlos und schwammig ist. Man merkt nicht erst nach drei Jahren, dass man ebensoviele Jahre altersmäßig auseinander ist. Davon abgesehen, was sind schon drei Jahre Altersunterschied? Ich konnte Olivia deshalb gut verstehen und ihren Kummer nachvollziehen.
Auch die „Operation Vogelkacke“ fand ich noch ganz sinnig. So nennen Olivia und ihre beste Freundin Emma das Unternehmen, John für Olivia zurüchzugewinnen. Das ist sicher eine Maßnahme, die viele Sitzengelassene ergreifen, und warum auch nicht? Man soll ja nichts unversucht lassen. So weit, so gut.
Doch dann begann es, bergab zu gehen. Zunächst im Kleinen, zB mit Danijels erstem Auftritt, bei dem Olivia ihn als ziemlich schmuddelig und ungepflegt beschreibt. So jemand ist beim besten Willen keine Figur, mit der ich mir auch nur einen Hauch von Romantik vorstellen kann.
Wenig später schöpfte die Story wahrlich aus dem Vollen um sich mir madig zu machen. Denn Olivia dreht im Laufe der „Operation Vogelkacke“ so richtig auf in ihrem Frust. Dazu gehören in erster Linie Partys, damit verbundene Besäufnisse mit zum Blackout und wildes durch die Gegend poppen. So drückt Olivia das aus, deshalb übernehme ich das einfach mal. Ja, an Danijels Devise aus dem Klappentext ist sicher etwas dran, aber erstens finde ich das schlichtweg armselig und billig und zweitens kann ich mir so etwas bei einer Siebzehnjährigen nicht vorstellen. Allerdings kann es sein, dass ich da irre, denn ich kenne keine Siebzehnjährigen. Vor allem keine schwedischen Siebzehnjährigen. Möglich, dass es in Schweden unter den Teenies so zugeht wie hier beschrieben. Von meinem Teenieleben ist es gottlob meilenweit entfernt. Auch deshalb konnte ich mich nie mit Olivia identifizieren.
Die ganze Zeit über all diese Partyexzesse hinweg habe ich gehofft, dass sich noch eine Wendung ergeben würde. Mir war inzwischen sogar egal, welche. Ob Olivia ihren John zurück bekommt, Danijel eine gewisse Romantik abringt oder von mir aus auch akzeptiert, dass Kalle sie im besoffenen Zustand wüst beschimpft, sonst aber ganz okay ist. Alles egal, nur hätte ich halt gerne ein Ziel vor Augen gehabt. Ich wäre sogar zufrieden gewesen, wenn es mit keinem der Kerle etwas geworden, dafür aber absehbar gewesen wäre, dass Olivia dieses Schlampen-Image ablegt (das nennt sie selber so, das ist kein Urteil meinerseits!) Doch nichts davon trat ein und ich fragte mich ernsthaft, wie und wo die Geschichte und Olivia enden würden. In der Suchtklinik? Entsprechend war ich höchtens neugierig, aber nie wirklich gespannt.
Ich bin niemand, der darauf besteht, dass Figuren immer ein Vorbild für die junge / jugendliche Leserschaft sind. Und ich leugne vehement, dass Geschichten (und Spiele und Filme usw) ihre Kosumenten zu falschen Verhalten verleiten können. Aber diese Selbstverständlichkeit hinsichtlich Saufen und Herumpoppen hier, hat mir dennoch zu denken gegeben. Wenn es etwas Seltenes, Außergewöhnliches wäre, das ab und zu mal passiert und nicht als normal eingestuft wird, halb so wild. Aber hier wirkt das alles so, als gehörte das mit siebzehn und Liebeskummer halt dazu. Und als wäre die Einstellung „ich führe mich auf wie eine Schlampe, aber egal“ völlig okay. Hilfe, nein! Da lasse ich mich auch gerne als spießig bezeichnen.
Ich habe das Buch in einem Rutsch an einem langen Abend gelesen, denn eines muss man ihm zugestehen: es liest sich weg wie nichts. Es gibt zwar keine betitelten Kapitel, aber Absätze markieren Anfang und Ende von Teilen der Handlung. Zudem sind viele Seiten gerade mal zur Hälfte bedruckt. Oft genug noch nicht mal zur Hälfte. Diese Abgrenzung gewisser Abschnitte konnte ich verstehen, solange sie einen in eine glückliche Olivia-John-Vergangenheit blicken ließen. Doch das bleibt nicht so, und von da an habe ich es nicht mehr verstanden. Aber natürlich bringen einen solche kurzen Abschnitte flott durch ein Buch. Olivias jugendlich lockerer Erzählstil steuert ein Übriges dazu bei.
Das Cover mag ich. Ich mag das Helle daran, das Herz anstelle des O und das hübsche Mädchengesicht, das kopfrum steht. Gerade damit zieht es die Aufmerksamkeit auf sich. Leider ist das beim besten Willen nicht die Vorstellung, die ich von Olivia hatte. Sie und John werden zwar an einer Stelle als das Traumpaar, als Prinz und Prinzessin beschrieben, aber von einer Prinzessin war Olivia für mich weit, weil entfernt. Genau wie von der Darstellung auf dem Cover.
Fazit: Anfangs tat mir Olivia leid und ich konnte sowohl ihre Verzweiflung, als auch die „Operation Vogelkacke“ verstehen. Doch im Laufe dieser Operation habe ich jegliches Verständnis verloren und war einfach nur entsetzt, dass Olivia sich mit Suff und Sex über ihren Verlust hinweg zu trösten bzw ihn zu verdrängen versucht. Mit siebzehn! Identifizieren konnte ich mich beim besten Willen nicht mit ihr und mich entsprechend nicht in sie hineinversetzen bzw hineinfühlen. Ein Ende für die Geschichte konnte ich mir absolut nicht vorstellen, da passte es, dass es -genau genommen- auch keines gibt. Hier kommt nichts zu einem Abschluss. Schade, von diesem witzigen Titel hatte ich mir defintiv mehr und etwas anderes versprochen.
Titel: Ich bin leider tot und kann heute nicht in die Schule kommen
Autor: Sara Ohlsson
Seiten: 320
Verlag: Carlsen Verlag
ISBN: 978-3551312907
Preis: 11,99 (Broschiert)
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