Vorweg: sorry, das sind alles Handyfotos, daher die mäßige Qualität. Ich war nicht sicher, ob man fotografieren darf und habe die Kamera lieber in der Tasche gelassen 😉
„Durch die Tür hinaus, zur linken Reihe, jeder nur ein Kreuz!“
(aus „Das Leben des Brian“)
Fast vier Monate lang hing mein Ticket für die Lesung -wenn man das noch so nennen kann- mit Frank Schätzing aus „Breaking News“ an der Pinwand. Heute war es dann endlich soweit. Ich war vor vier Jahren bereits bei einer seiner Lesungen aus „Limit“ und somit darauf vorbereitet, dass es auch dieses Mal sicher keine Lesung im klassischen Sinne sein würde. Beim Umhören nach der Veranstaltung war ich vielen anderen Besuchern damit einen Schritt voraus und im Vorteil.
„Breaking News“ war meine erste Lesung, zu der ich ohne das Buch gegangen bin. „Limit“ steht seit vier Jahren zwar signiert, aber ungelesen im Regal, dieses Schicksal muss „Breaking News“ ja nicht auch ereilen. Ein seltsames Gefühl war es trotzdem, und als ich in das Foyer der Halle kam und die Besucher mit ihren Büchern sah, überkam mich doch ein wenig Neid. Eigentlich gehört es einfach dazu!
Natürlich gab es einen Büchertisch von Thalia, an dem „Breaking News“ und einige andere Bücher von Frank Schätzing angeboten wurden. Natürlich habe ich dort auch geschaut. Neben mir spurtete ein Mann mit den Worten „Ich hab’s zwar schon, aber ich hätte es halt auch gerne signiert!“ zum Tisch und ich stutzte. Wenn er es schon hat, wieso hat er es dann nicht einfach mitgebracht?
Am Tisch schlug ich ein „Breaking News“ auf und stellte fest: es war bereits signiert!
Die Dame von Thalia bestätigte auf meine Frage hin: „Ja, wir haben 50 signierte Bücher zum Verkauf. Die hat er vorhin in der Garderobe signiert. Und mehr passiert später auch nicht!“
Ich war platt. Egal, welche Lesung ich bisher besucht habe, signiert wurde immer! Frank Schätzing tut das nicht. Ich möchte hier nicht mutmaßen weshalb, und was ich genau darüber denke, behalte ich besser für mich. Aber ich war plötzlich sehr froh, dass ich mir das Buch in den letzten vier Monaten nicht gekauft hatte! Alle Besucher mit ihren mitgebrachten Büchern haben heute Abend nämlich ganz, ganz böse in die Röhre geguckt. Jedenfalls, sofern sie sich nicht ein zweites, signiertes „Breaking News“ kaufen wollten.
Dann begann die Lesung und die erste halbe Stunde saßen wir im Dunklen, während Frank Schätzing -immerhin bis zur Brustmitte einigermaßen beleuchtet- den Anfang von „Breaking News“ las. Von einem Tablet natürlich, aber ich möchte nicht spießig wirken. Und das kann er! Er kennt seinen Text, er weiß zu betonen und das Gelesene lebendig zu gestalten. Von mir aus dürfte er seine Bücher gerne selber einlesen.
Diese Einführung dauerte etwa eine halbe Stunde, dann wurde es hell und Frank Schätzing begrüßte gutgelaunt das Bielefelder Publikum. Irgendwann während dieser Begrüßung muss hinten im Publikum eine Zuschauerin eine Beschwerde begonnen haben, denn in einen stillen Moment platzte der halbe Satz „…mal hinsetzen, ich seh‘ hier nichts!“
Das Publikum brach in Gelächter aus und Frank Schätzing fragte verwirrt nach, ob er sich hinsetzen solle.
Die Antwort kam prompt: „Nein, der Kameramann!“
Irgendwo da hinten und oben stand scheinbar der Kameramann im Blickfeld einiger Zuschauer. Also der Mann, dessen Kamera die Bilder vom Geschehen auf der Bühne immer etwas verzögert auf die Leinwand brachte. Da frage ich mich doch, wie Veranstalter bei Konzerten das synchron hinbekommen? Die Technik bei Frank Schätzing hat das jedenfalls nicht hinbekommen. Bei solch einer Show…Frank Schätzing ließ die Sache mit der Bemerkungauf sich beruhen, dass man das Problem vielleicht lokal klären könnte.
Sicher, er konnte an der Situation nichts ändern, aber etwas kurzum kam das doch rüber.
Weiter ging es in der Geschichte, dieses Mal jedoch als eine Art Hörspiel mit verschiedenen Sprechern, Musik, Geräuschen und Frank Schätzing als Erzähler. Genauso dürfte man das für mich auf CD bringen und ich würde es sofort kaufen! Genial!
Rund um mich herum sah man das allerdings etwas anders: zu laut, zu hektisch.
Auf seiner Tour wird Frank Schätzing von Ofri Brin begleitet, einer israelischen Sängerin, die in Berlin lebt. Ich wusste das im Vorfeld nicht, hatte es vor der Veranstaltung nur hier und da erlauscht und war neugierig. Meinen Musikgeschmack hat sie nicht getroffen, aber bei den meisten Zuschauern kam sie richtig gut an. Das fand ich bemerkenswert, weil sicher kaum jemand ihre Sprache verstehen konnte. Zumindest ich möchte immer gerne wissen, was Sänger singen. Mir gibt es nichts, Liedern zu lauschen, die in einer Sprache vorgetragen werden, die ich nicht verstehe. Aber natürlich passt Ofri Brin mit ihrer Musik ausgezeichnet zu „Breaking News“, das teilweise in ihrer Heimat spielt. Dass sie nach dem Song die Bühne verließ ohne einen einzigen Blick an das Publikum zu richten, so als ginge sie das alles gar nichts an, fand ich dagegen weniger gelungen.
Den größten Teil der Lesung nahm der folgende Part ein. Frank Schätzing erzählte, wie es zu der Idee zum Buch kam, von seinen Recherchen, den damit verbundenen Reisen, den Leuten, die er dabei kennengelernt hat und wie er dieses Land empfunden hat, das uns vornehmlich durch grausige Berichte aus den Nachrichten bekannt ist. Das war spannend und interessant, teilweise wirklich rührend, dann widerum -man glaubt es kaum- richtig lustig. Selbst ich habe aufmerksam zugehört und es ist auch eine ganze Menge bei mir hängengeblieben. So unterhaltsam dürfte sich manche Reportage oder Nachrichtensendung präsentieren, dann würde ich mich sicher mehr dafür interessieren.
Für meinen Geschmack wirkte dieser Teil der Veranstaltung aber zu glatt. Immerhin wird hier gewissermaßen frei erzählt. Wenn dann jemandem absolut kein Versprecher, kein Zögern, kein gelegentliches „ähm“ passiert, dann nehme ich es ihm einfach nicht ab, dass es nicht auswendig gelernt ist. Trotz allen Bemühens wirkt das dann nicht mehr sonderlich locker.
Es folgte ein weiterer Auftritt von Ofri Brin, dieses Mal gemeinsam mit Frank Schätzing(natürlich nicht singend!), der dabei endlich mal mehr als ein Quadrat von fünfmal fünf Metern auf der Bühne ablief, sodass auch das Publikum links vor der Bühne mehr von ihm sah. Bis dahin hatten wir ihn nämlich vornehmlich von der Seite gesehen.
Der letzte Teil der Lesung fand wieder in Form eines Hörspiels statt: rasant, actionreich und…laut! Ich habe mich genießerisch zurück gelehnt als das Geräusch eines Hubschraubers aus den Boxen dröhnte, sich bis in meinen Magen bohrte und die Stühle vibrierten. Der Platz in der ersten Reihe direkt vor einer der Boxen war einwandfrei die richtige Wahl. Für mich jedenfalls. Beim Hinausgehen konnte ich erlauschen, dass viele andere Zuschauer von der Lautstärke weit weniger begeistert waren.
Alles in allem war es ein unterhaltsamer Abend mit einer Lesung, die eigentlich schon mehr eine Show war. Schön abwechslungsreich mit Lesungen, Musik und Hörspielszenen, so wie ich es bereits von „Limit“ kannte. Mir haben besonders die Hörspielpassagen gefallen. Außerdem fand ich Frank Schätzings Erzählungen spannend, auch wenn sie mir ziemlich auswendig gelernt klangen. Immerhin hat er es damit geschafft, dass ich mir vorstellen kann, irgendwann doch das Buch zu kaufen und auch zu lesen (wenn es mal einen menschlichen Preis erreichen sollte).
Nichtsdestotrotz, ein leichter Eindruck von Arroganz ist ebenfalls bei mir hängen geblieben. Vor allem, wenn ich an die vorsignierten Bücher denke. Da muss man einfach mal die Kirche im Dorf lassen und sagen: Frank Schätzing ist nicht Stephen King!
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