Nach dem Tod ihrer Eltern muss die 12-jährige Heidi zu ihrem Onkel Dr. Jekyll und dessen Tochter Marianna nach Vermont ziehen. Die Verwandten wohnen in einem großen, alten Haus außerhalb einer kleinen Stadt. Ihr Onkel empfängt sie freundlich, obwohl er die meiste Zeit in seinem Labor verbringt, das sie nicht betreten soll. Nur ihre Kusine verhält sich abweisend. Nachts hat Heidi einen schrecklichen Albtraum, in dem sie von einem unheimlichen Wesen in die Schulter gebissen wird. Als sie schweißgebadet erwacht, hört sie von draußen unheimliche Schreie und Stöhnen.Von einem Jungen aus der Stadt erfährt sie, dass der Ort nachts von einem Biest heimgesucht wird. Die Menschen vermuten, dass dies alles etwas mit den geheimen Experimenten ihres Onkels zu tun hat.
Solche Biester kommen ja meistens erst in der Nacht aus ihren Löchern. Das ist nichts Neues, aber irgendwie sprach mich das Cover hier an.
Heidi tat mir zunächst wirklich leid wie sie mutterseelenallein auf dem Bahnhof strandet und sich dann alleine zum Haus des Onkels durchschlagen muss. Wohlversorgt mit gleich gleich der ersten Schauergeschichte um ihn und sein Anwesen. Der Junge, den sie am Bahnhof trifft, ist da sehr mitteilsam.
Ich war neugierig, was Heidi und mich im Haus ihres Onkels erwarten würde. Geschichten mit solchen „verrückten“ Wissenschaftlern mag ich meist ganz gerne. Ehe man jedoch den Onkel kennenlernt, läuft man erstmal mit Heidi durch den dunklen Wald und steht letztlich vor dem düsteren, alten Haus. Ich muss sagen, Wald und Haus werden wirklich ganz schön gruselig beschrieben für die Verhältnisse dieser Bücherreihe.
Da ich wie gesagt etwas übrig habe für verschrobene Professoren war mir Heidis Onkel dann auch prompt sehr sympathisch. Ich habe ihn mir so vorgestellt wie Doc Brown aus „Zurück in die Zukunft“, den ich ebenfalls total mag. Dagegen fand ich Heidis Cousine Marianna weit weniger nett mit ihrer verschlossenen Art. Da hätte ich Heidi einen freundlicheren Empfang gewünscht.
Bald wird Heidi von Albträumen geplagt und in der Nacht wird sie Zeuge, wie der Ort wegen des Biests in Panik gerät. Gibt es dieses Ungehuer also wirklich? Und stimmt es, dass es etwas mit Heidis Onkel und seinen Experimenten zu tun hat? Während Heidi recht unentschlossen ist und versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, war ich mir sehr früh sicher, wer das Biest ist.
Ich lag mit meiner Vermutung auch absolut richtig, obwohl die Geschichte mich doch noch einmal kurz fast auf’s Glatteis geführt hätte.
Aber dadurch wurde es kurz vor Ende dann nochmal spannend, was auch nicht schlecht ist.
Das Ende selber hat mich dann total überrascht und mir außerdem so richtig gut gefallen. Ganz schön böse!
Mit 123 Seiten ist dieses Büchlein ein weiterer schöner Lesehappen für zwischendurch. Erfreulicherweise erzählt Heidi ziemlich erwachsen, weshalb die Geschichte weniger kindlich wirkt als viele ihrer Kollegen. Die Kapitel sind appetitlich kurz, da liest man schnell mal mehrere oder alle hintereinander weg.
Das Cover zeigt natürlich das Biest und auch die ängstliche Heidi im Labor ihres Onkels. Irgendwie finde ich das Biest ziemlich witzig mit dem Körper, der so klein aussieht und dagegen dieser riesige behaarte Arm. Und ja, etwas schaurig sieht es ebenfalls aus.
Fazit: Die Frage, wer das Biest ist, war für mich schnell beantwortet. Aber ein kleiner Dreh gegen Ende brachte mich dann doch noch kurz ins Schwanken. Aber nur ganz kurz. Trotz dieser Durchschaubarkeit hat mir die Geschichte aber gefallen. Vor allen wegen den offensichtlichen Anleihen an „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“.
Titel: Gänsehaut (56) – Das Biest kommt in der Nacht
Autor: R.L. Stine
Seiten: 123
Verlag: cbj / Random House
ISBN: 978-3570209820
Preis: gebraucht ab 0,10 (TB)
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