Sep 08 2014

Rezension – Blutsommer (Rainer Löffler)

blutsommerEine Dunstglocke liegt über der Stadt. Die Hitze ist unerträglich. Und dann der Geruch, dieser furchtbare Geruch! Der Picknickausflug von Familie Lerch nimmt ein grausiges Ende, als sie im Wald auf einen dunklen Haufen stößt, von Fliegen und Maden bedeckt: Der «Metzger» hat wieder zugeschlagen. Martin Abel, bester Fallanalytiker des Stuttgarter LKA, wird zur Unterstützung der Polizei nach Köln beordert. Keiner kann sich so gut in die Gedankenwelt von Serienmördern hineinversetzen wie er: eine Gabe, die einsam macht. Abel glaubt, an Schrecklichem schon alles gesehen zu haben. Doch das hier – das ist eine neue Dimension.

Es ist wahrlich eine Schande, welche Perlen oft monatelang (bei diesem Buch war es sogar über ein Jahr!) auf dem SUB vor sich hin stauben. Nach „Blutsommer“ habe ich mir vorgenommen, es nicht mehr so weit kommen zu lassen.
Die Geschichte hält sich mit langen Vorreden nicht auf. Sie beginnt mit einem Familienausflug an einem wunderschönen Sommertag, der mit einem grausigen Fund ein abruptes Ende findet. Genau wie die Familie hat man bereits hier Gelegenheit für ein leichtes Ekeln.
Es ist nicht der erste Zwischenfall, der auf das Konto des sogenannten „Metzgers“ geht, doch in Köln tappt man leider noch ziemlich im Dunklen. Deshalb werden zwei Fallanalytiker aus Stuttgart zu Rate gezogen. Darunter der Martin Abel, der Beste seines Fachs. Allerdings ist er als Mensch mindestens gewöhnungsbedürftig. Ich war geraume Zeit unsicher, ob ich ihn nun mag, oder doch eher nicht. Ich habe mich schließlich dafür entschieden. Irgendwie gefiel mir seine Andersartigkeit, sein bissiger Humor und natürlich seine Cleverness. Ich habe nichts gegen Ermittler, die ein wenig aus der Reihe tanzen. Seine aufgeräumte und jüngere Kollegin Hannah bildet einen schönen und reizvollen Kontrast.
Am Krimi selber hat mir besonders gefallen, dass er schön kleinschrittig gehalten ist was die Ermittlungen anbetrifft. Man ist stets dabei, wenn Abel Nachforschungen anstellt, wenn die SOKO Erkenntnisse zusammenträgt oder auch wenn es zu Auseinadersetzungen zwischen Abel und seinen Kölner Kollegen kommt. So bekommt man ein gutes und detailliertes Bild vom Fall „Metzger“, das nie unübersichtlich wird. So kann man leicht selber Überlegungen anstellen und kombinieren. Da in dieser Geschichte immer etwas passiert, wird es trotz dieser Kleinschrittigkeit auch niemals langweilig.
Ab einer ganz bestimmten Stelle war ich mir dann sicher, wer der Killer ist. Das fand ich schon sehr offensichtlich. Vielleicht auch, weil einem ein Element dieser Szene vertraut ist, wenn man bereits den einen oder anderen einschlägigen Horrorfilm gesehen hat. Geschüttelt hat es mich trotzdem. Und vor allem -trotzdem ich mir wirklich ganz sicher war- ist es Rainer Löffler am Ende doch noch gelungen mich zu leimen bzw in meiner Überzeugung zu verunsichern. Aber ich lag trotzdem richtig 😉
Als gelungen habe ich es auch empfunden, wie Rainer Löffler seinen Killer angelegt hat. Er ist grausam, menschenverachtend und unsagbar brutal. Oft bekommt man Einblick in sein Handeln und seine Gedanken, und beides kann man nur als krank bezeichnen. Da wird einem schon mulmig, wenn man sich vorstellt, dass es bestimmt auch in der Wirklichkeit solch gestörte Menschen gibt. Und trotzdem habe ich es nie so empfunden, als koste Rainer Löffler es aus, als genieße er es, einen solchen Wahnsinnigen loszulassen. Er treibt es zwar bis genau an die Grenze des Abscheulichen, aber niemals auch nur ein Stück weit darüber hinaus. Dabei liegt sowas wie Splatter hier gar nicht weit entfernt. Für mich hat das die Story glaubhaft gemacht.

Das Buch ließ sich prima und zügig lesen. Es ist immer etwas los, Langeweile kam bei mir niemals auf und viele Dialoge haben zusätzlich für Auflockerung gesorgt. Außerdem enden viele Kapitel mit ganz fiesen Cliffhangern, sodass ich das Buch nur ganz schwer aus der Hand legen konnte. Deshalb war es dann wohl auch nach nur zwei Abenden ausgelesen.

Hauptsächlich war es wohl das Cover, weshalb das Buch so lange auf dem SUB lag. Das Motiv mit der feurig glühenden Sonne und der schattigen Landschaft gefällt mir ganz gut, aber ich mag den weißen Rand oben nicht. Irgendwie sah das Cover für mich dadurch unfertig aus. So wie die Leseexemplare, die man manchmal bekommt und die noch kein richtiges Cover haben. Außerdem ist Weiß für mich nicht gerade die Farbe für einen Thriller.

Fazit:  Mir hat „Blutsommer“ sehr gut gefallen! Ein durchgängig spannender Thriller mit einem Ermittler, der ganz klar nicht „von der Stange“ kommt. Und mit einem wunderbar kranken Killer, der einem eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Einfach rundum top! Ich freue mich schon jetzt auf „Blutdämmerung“, das bestimmt nicht über ein Jahr auf dem SUB versauern wird.


Titel:  Blutsommer
Autor:  Rainer Löffler
Seiten:  491
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3499257278
Preis:  9,99 (TB)

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