Der 18-jährige Benson hat ein Stipendium für ein Elite-Internat ergattert. Doch die Schule ist nicht wie erwartet: Umgeben von Stacheldraht und hohen Mauern, ohne Kontakt zur Außenwelt sind die Schüler dort Gefangene. Es gibt keine Lehrer, aber strikte Regeln, deren Einhaltung durch Kameras überwacht und mit harten Strafen geahndet wird.
Die Schüler sind gezwungen, um ihr Überleben an der Schule zu kämpfen. Gegen die Regeln verliebt sich Benson in Jane. Als sie bei einem brutalen Kampf schwer verletzt wird, macht Benson eine grauenvolle Entdeckung.
Jugendthriller wecken meine Neugier stets aufs Neue. Bei diesem war es ausnahmsweise mal nicht das Cover, das mich sofort ansprach, sondern der Klappentext. Das klang doch so ganz nach meinem Geschmack!
Zu Beginn bekam mein Enthusiasmus aber zunächst einen kleinen Dämpfer. Benson ist nämlich kein normaler Teenager. Er hat eine harte Kindheit und Jugend hinter sich, ist von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht worden und hatte mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Ihm hängt etwas Rebellisches an. Solch „problematische“ Hauptfiguren sind meist nicht mein Fall. Ein solches Leben ist zu weit weg von meinem eigenen, weshalb ich mich nur schwer mit solchen Figuren identifizieren oder mich in sie hineinversetzen kann.
Glücklicherweise stellte sich Benson im weiteren Verlauf nicht als auf Krawall gebürsteter Unruhestifter mit säckeweise Altlasten aus seinem biherigen Leben heraus. Ich fand es gut, dass er stattdessen darauf aus ist, seinem Leben mit der Zeit auf dem Internat doch noch eine positive Wendung zu geben.
Schnell wird Benson und somit auch dem Leser klar, dass diese Schule auf sehr spezielle Art etwas Besonderes und Seltsames ist. Keine Lehrer, Schüler, die sich zu Banden zusammengeschlossen haben, Unterricht, der von den Schülern selber gegeben wird und nichts mit normalem Schulunterricht zu tun hat, eiserne Regeln, die -werden sie nicht eingehalten- mit harschen Strafen wie Hungern oder Schlimmerem geahndet werden. Und außer Benson scheint niemand daran etwas außergewöhnlich oder gar schlimm zu finden. Ich konnte nur zu gut verstehen, wieso ihm all das gegen den Strich geht und weshalb er unbedingt von der Schule weg will.
Gleichzeitig habe ich natürlich gemeinsam mit ihm gegrübelt, was oder wer dahinter stecken könnte. Das sorgt für Spannung. Ein paar Theorien hatte ich schnell an der Hand, doch die wurden über kurz oder lang zunichte gemacht. Da blieb nur die Frage, mit welcher Überraschung die Geschichte noch um die Ecke kommen könnte.
Ich muss sagen, sie hatte eine Überraschung im Gepäck, die sich gewaschen und mich mit offenem Mund hat dasitzen lassen. Damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet, aber ich fand es richtig, richtig cool! Außerdem hatte ich nun eine Idee, was hinter dem Internat und seinen Schülern stecken könnte.
Benson stürzt seine Entdeckung ins blanke Entsetzen und für ihn steht damit umso fester, dass er weg muss. Am besten mit ein paar Leuten, mit denen er sich angefreundet hat. Nur wie? Ich konnte mir keine Fluchtmöglichkeit vorstellen und die Strafe, die auf einen Fluchtversuch steht, macht das Vorhaben noch gefährlicher und brisanter.
Das Ende der Geschichte ist actionreich und rasant und lässt einem kaum Zeit zum Durchatmen. Fand ich die vorherigen Paintballduelle noch viel zu langatmig beschrieben, so flog der letzte Teil des Buchs für mich nur so dahin. Und wie könnte es anders sein? Meine Idee über die Hintergründe des Internats wurde hier prompt wieder über den Haufen geworfen.
Ich bin schon sehr auf den zweiten Teil gespannt, und das sage ich mittlerweile wirklich selten, weil fast nur noch Reihen erscheinen. Doch Bensons Geschichte soll mit Band 2 abgeschlossen sein, soweit ich weiß. Das wäre toll! Er erscheint bereits im August.
Die Geschichte ist aus Bensons Sicht geschrieben. Ich mag seine Art zu erzählen. Er klingt einerseits jugendlich locker und ein wenig rebellisch, hat aber auch eine feine Beobachtungsgabe und denkt meist ganz vernünftig. So las sich das Buch ganz interessant und anschaulich. Solch eine Erzählweise treibt mein Lesetempo an. Einige Kapitel sind etwas länger, dafür kommt man damit aber auch ein gutes Stück in der Geschichte voran.
Das Cover fällt mit der riesigen blutroten Schrift vor dem schwarzen Hintergrund natürlich sofort auf. Anhand des Stacheldrahts und der einsamen Gestalt im Wald kann man nur spekulieren, was in der Geschichte passiert.
Fazit: Ich fand „Du kannst keinem trauen“ sehr spannend! Ein erschreckendes Szenario, eine Entwicklung, die jede Theorie, die man sich zurechtgelegt hat, zuverlässig über den Haufen wirft und eine echte Überraschung als man zum ersten Mal einen Zipfel der Wahrheit zu fassen bekommt. Das actionreiche und rasante Ende setzt allem ein vorläufiges i-Tüpfelchen auf. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Titel: Du kannst keinem trauen
Autor: Robison Wells
Seiten: 480
Verlag: Fischer Verlage
ISBN: 978-3841421401
Preis: 14,99 (Boschiert)
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