Provinz-Polizist Boris Kröger hat es nicht leicht. Kaum geschieht im beschaulichen Altwarp am Oderhaff mal ein Mord, schon steht das Dorf Kopf! Von wegen Sonne, Strand und glasklare Beweisketten: In Altwarp herrscht Anarchie! Oma Machentut terrorisiert mit ihrem Rollator die Straßen, der einzige Fischer im Dorf stammt aus den Bergen Anatoliens, eine Krimi-Autorin sucht Inspiration und stachelt die Dorfbewohner auf. Dabei hat Boris mit dem Mord an seinem ehemaligen Schulkameraden genug zu tun. Hier an der Fast-Ostseeküste ist die Welt wirklich nicht mehr in Ordnung. Aber die stolzen »Hinterküstler« haben noch immer jedem Wetter getrotzt!
Ein Blick auf das Cover reichte und für mich stand fest: bei nächster Gelegenheit reise ich -wenigstens per Buch- an die Ostsee. Der Klappentext klang ebenfalls ganz verheißungsvoll und so zog das Buch bald ein und wurde umgehend gelesen.
Leider muss ich sagen, dass es mich enttäuscht hat. Das liegt in erster Linie daran, dass ich die ganze Zeit über den Eindruck hatte, dass hier das Konzept der Eberhofer-Krimis von Rita Falk an die Ostsee verlegt wurde. Ich bin großer Fan dieser Krimis, doch wer nun denkt, dass ich mich deshalb von „Moin“ auf den Schlips getreten fühle, der liegt falsch. Ich bin niemand, für den ständig das Rad neu erfunden werden muss. Ich habe nichts dagegen, wenn mir in verschiedenen Büchern gleiche oder ähnliche Ideen begegnen, sofern das Drumherum dafür gut gemacht ist und mich unterhält.
Bei „Moin“ war das bedauerlicherweise nicht der Fall. Polizist Boris Kröger wollte und wollte mir nicht sympathisch werden. Er tat mir dann und wann zwar leid so gestraft wie er mit den übrigen Dorfbewohnern ist, aber mehr auch nicht. Dass er obendrein gerne mal das Blaue vom Himmel herunterlügt, ist beim besten Willen keine Eigenschaft, die ich schätze.
Die anderen Einwohner von Altwarp hätten grundsätzlich das Potenzial gehabt mich zum Grinsen zu bringen, aber dafür hätte man sie besser ausarbeiten müssen. Oma Machentut besteht aber fast ausschließlich aus ihrer grausamen Grammatik und Attentaten per Rollator. Der Bügermeister hockt bevorzugt im Gestrüpp und kaut Pfefferminz. Und Krögers türkischer Kumpel Tarek nervt mit seinem ewigen „weissu“. Das alles ist beim ersten Mal noch lustig, vielleicht auch noch beim zweiten Mal, aber spätestens ab dem dritten Mal kann man darüber nicht mehr schmunzeln. Mir war das schlicht zu platt.
Der Krimi konnte mich ebenso wenig begeistern. Dabei ist der Ansatz gar nicht mal verkehrt: im Haff treibt eine herrenlose Yacht, in der es von Ratten nur so wimmelt. Da war ich schon neugierig, was dahinter steckt. Später wird dann ein ehemaliger Schulkollege von Kröger ermordet. Da sucht man schnell nach Zusammenhängen und ich freute mich auf interessante Ermittlungen. Dummerweise verliert die Geschichte den Krimi ziemlich aus den Augen. Die schrägen Dorfbewohner, ein Dorffest, ein prominenter Gast im Hause Kröger, alles ist wichtiger als der Krimi. Da nützt es auch wenig, ein solch aktuelles Thema wie Fracking mit ins Rennen zu schicken. Das wirkt nur bemüht. Als sei Richard Fasten zwischendrin plötzlich wieder eingefallen, dass er eigentlich ja einen Krimi schreibt und somit Zusammenhänge und Elemente her müssen, die den Leser zum Grübeln verleiten. Bei mir ist das gründlich misslungen. Spannung kam für mich bis zum Ende nicht auf. Zudem war ich mir ab einem bestimmten Punkt ziemlich sicher, wer hinter den Ereignissen steckt. Somit konnte mich das Ende auch nicht überraschen.
Immerhin ließ sich das Buch leicht und flott lesen. Krögers flapsige Ausdrucksweise und viele Dialoge sorgen dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Hätte ich mich auch noch vom Sprachlichen her durch das Buch gequält, hätte ich es sicher abgebrochen. So war es nach zwei Abenden ausgelesen. Zum Glück.
Das Cover finde ich noch immer toll und vor allem niedlich! Die Ratte, der Mops in seinem Rettungsring, beide sind einfach nur goldig. Der Ausblick auf das Meer und das Bullauge passen prima zum Titel. Wäre die Geschichte hinter diesem Buchdeckel nur ebenso gelungen gewesen!
Fazit: Wenn es gut gemacht ist, nehme ich es niemandem übel, wenn er sich hier und da bei einem anderen Autoren und dessen Büchern bedient. In meinen Augen bedient sich „Moin“ kräftig am Eberhofer-Büffet. Leider wird daraus nichts gemacht. Hauptfigur Boris Kröger ist ein unsympathischer Polizist mit einem Hang zu Lügen und die übrigen Dorfbewohner wirken hauptsächlich albern bis peinlich, aber kein Stück kauzig wie es sein sollte. Der Krimi beginnt ganz ordentlich, verliert sich dann aber in all den Nebensächlichkeiten, die das Leben in Altwarp mit sich bringt. So hat Spannung keine Chance.
Titel: Moin – Ein Fastostsee-Küstenroman
Autor: Richard Fasten
Seiten: 315
Verlag: Ullstein Verlag
ISBN: 978-3548285696
Preis: 9,99
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