Die Sommerferien sind für die zehnjährige Betula langweilig, weil der Großvater seine Zeit nur in der Tischlerwerkstatt verbringt. Aber durch einen alten Fluch gerät die Familie Krummnagel mächtig aus dem Häuschen. Wenn Großtanten es satt haben, allein verflucht zu sein, können sie ziemlich gemein werden. Das erkennt Betula sehr schnell. Auch, dass Rotzblasen heulen nicht weiter hilft, wenn der Großvater plötzlich Holzwürmer reden hört. Dabei wollte Betula doch nur ihre Großtante Martha kennenlernen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie durch eine List zur Komplizin rund um den alten Familienfluch wird. Ausgestattet mit einer Taschenlampe, einem verrosteten Wecker und einer großen Portion Mut begibt sich Betula in das alte Sarglager des Großvaters. Sie ist entschlossen, den Fluch zu bannen. Doch das geht gründlich schief.
Ab und an lese ich sehr gerne mal ein Kinderbuch. Erst recht, wenn das Buch einen so vielversprechenden Titel hat, der gleichermaßen auf eine spannende und witzige Geschichte hoffen lässt.
Am Anfang war ich allerdings zunächst etwas verwirrt. Man wird direkt in eine Situation mit mehreren Personen hineingeworfen, in der Behauptungen und Vermutungen aufgestellt werden, aus denen ich erstmal gar nicht schlau wurde. Wer hat die Karte geschrieben? Wer ist tot? Und wer nicht? Ich war in Sorge, ob ich das demnächst auf die Reihe bekommen würde.
Diese Sorge war zum Glück unbegründet. Nach diesem turbulenten Beginn nimmt die Geschichte sich die Zeit, die Situation so zu beschreiben, dass man problemlos durchsteigt.
Betula -an diesen Namen musste ich mich erst gewöhnen, doch als seine Bedeutung erklärt wurde, gefiel er mir sogar richtig gut- mochte ich sofort. Sie wirkt aufgeweckt, neugierig und mutig. Kein Wunder, dass sie ihre Ferien bei ihrem Großvater ziemlich langweilig findet. Doch mit der Postkarte kommt dann durchaus Schwung in ihre Ferien. Sie lernt ihre ziemlich schräge Großtante kennen, erfährt von dem verhängnisvollen Fluch und seinen Kosequenzen und muss schließlich mit ein paar vorwitzigen Holzwürmern zusammenarbeiten.
Ich fand die Geschichte wirklich spannend! Es ist keine von diesen Kindergeschichten, die gerne spannend wären, aber schon nach einer Handvoll Seiten durchblicken lassen, wohin der Hase läuft. Die Handlung entwickelt sich nach und nach mit einem stimmigen Maß an Ruhe und Tempo. Mal ermittelt Betula zuhause in der Schreinerei, dem Schuppen und Büchern, dann wieder geht es im Heim der Großtante rund. Und als der Fluch plötzlich auf Betulas Großvater übergreift, da ist guter Rat teuer! Es macht Spass, Betula bei ihren Nachforschungen zu begleiten und was die Hintergründe des Fluchs angeht, da kann man sogar ein wenig mitknobeln. So etwas gefällt mir immer.
Die Geschichte lebt außerdem von ihren Figuren, die oft herrlich schrägt daherkommen. Mir hat es speziell Betulas Großtante angetan. Anfangs fand ich sie zwar nicht gerade sympathisch, aber sie ist schlagfertig und über einige ihrer Bemerkungen musste ich grinsen. Als sich später herausstellte, was mit ihr los ist, konnte ich ihre Kratzbürstigkeit dann gut nachvollziehen. Witzig ist auch die Nachbarin von Betulas Großvater: die ewig häkelnde Frau Zwirnfitz, von der ich anfangs nicht gedacht hätte, dass sie nochmal eine größere Rolle spielen würde.
Und dann sind da natürlich noch die Holzwürmer aus dem alten Sekretär im Schuppen von Betulas Großvater. In diese ungewöhnlich WG war ich sofort verliebt. Die Truppe ist zum Kaputtlachen komisch und ich habe mich immer gefreut, wenn Betula sie besucht. Und selbst die Holzwürmer sind vom Wesen her -sagen wir mal- auf sonderbare Weise liebenswert.
Das muss man Birgit Bestvater lassen. Sie hat eine blühende Phantasie, einen tollen Sinn für Humor und obendrein noch eine spannende, gar nicht mal so einfach gestrickte, Detektivgeschichte für junge Leser erdacht.
Betulas Abenteuer liest sich prima! Es ist locker leicht, humorvoll, aber auch spannend geschrieben. Das hält ebenso bei Laune wie die vielen Dialoge. Die Kapitel haben eine schöne Länge, nicht zu kurz und nicht zu lang, und außerdem immer Titel, die sofort neugierig darauf machen, was darin passiert. So liest man schnell auch mal eines (oder zwei oder drei ;)) mehr als ursprünglich geplant. Eine Reihe Illustrationen macht das Gelesene anschaulich und lockert auf. Davon hätte es gerne noch mehr geben dürfen.
Wie es sich für eine Detektivgeschichte gehört, ist ds Covermotiv düster gehalten. Und Betula mit ihrer Taschenlampe passt ebenfalls zu solch einer Geschichte. Viele Elemente auf dem Cover finden sich in der Geschichte wieder und spielen dort eine wichtige Rolle. Ich muss gestehen, dass ich ausgerechnet den Baum erst spät wirklich wahrgenommen habe. Aber in Betulas Abenteuer dreht sich so Vieles um Bäume und Holz, dass er natürlich auf das Cover gehört. Er bildet gewissermaßen einen Rahmen.
Fazit: Mir hat Betulas Abenteuer gefallen und viel Spass gemacht. Die Geschichte ist spannend und keineswegs so einfach gestrickt wie viele andere Detektivgeschichten für Kinder. Hier kann man gut mitknobeln und es ist immer etwas los. So hat Langeweile keines Chance. Dass man spätestens beim Auftritt der Holzwürmer auch noch so richtig lachen kann, setzt dem noch die Krone auf. Ich würde mich freuen, wenn es nicht Betulas erstes und auch letztes Abenteuer gewesen wäre.
Titel: Betula Krummnagel – Der Fluch des fröhlichen Sargtischlers
Autor: Birgit Bestvater
Seiten: 231
Verlag: Pepperbooks Verlag
ISBN: 978-3943315103
Preis: 12,95 (HC)
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